Das CSD Karlsruhe Team hatte AktivAro zu einem Bühnentalk zum Thema Beziehungen eingeladen und die Möglichkeit zur Vorstellung auf ihren Kanälen gegeben. Das haben wir sehr gerne angenommen. Und in aller Frühe, zu nachtschlafender Zeit – oder am frühen Mittag, wie andere sagen würden – haben Finn und ich (Delfin) mit Gez Hilfe ein kurzes Vorstellungsvideo aufgenommen. Das findet ihr hier:
Was den Bühnentalk anging haben wir ausgemacht, dass Finn den übernimmt und ich als moralische Unterstützung ebenfalls am 03. Juni nach Karlsruhe kommen werde. Mit Schwester und Sobrinum (lat. Cousin/Kusine) als Unterstützung hab ich mich also auf den Weg gemacht und unterwegs noch an meinem Schild mit Sprüchen und Forderungen gearbeitet.
In Karlsruhe angekommen packten wir Wasser, Proviant und Demoschild in unser kleines rotes Wägelchen und machten uns auf den Weg zum Demostart. Eventuell waren wir etwas knapp dran /s. Da wir den Demostart eh so gerade verpasst hatten, dachten wir, schauen wir uns doch schonmal die Stände und Bühne an. Wie sich später rausstellte, war die Entscheidung Gold wert. Nach der Demo war es nämlich gelinde gesagt proppe voll um die Stände /rw. Zu Recht!
Es gab jede Menge toller Stände mit viel Infomaterial, mit Pride Flaggen und natürlich Stickern. Und das Highlight: der AktivistA-Stand. Es war mega schön einen Stand zu sehen, der allein für Asexualität und auch Aromantik da war. Der Stand war gleichzeitig auch Treffpunkt für Personen vom Aspec*German Discordserver und für unsere kleine AktivAro Delegation. Nebenbei war es auch der Stand mit den cutesten Buttons.
Nachdem wir ausgiebig alle Stände angesehen hatten, ein Europa-Pride-Quiz gemacht und Klebetattoos abgestaubt hatten, machten wir uns mit nem Wassereis und einer frisch erstandenen inter* Progress Pride Flag auf den Weg die Demo anzuschauen. Besonders Ausschau halten wollten wir natürlich nach der Aspec*German-AktivistA-AktivAro-Gruppe. Wir hätten natürlich auch mitgehen können, als AktivAro Menschen, als aroace Personen, als Ally, aber das wäre vermutlich zu viel Aufregung und zu belastend für mich geworden. So war AktivAro also Teil der Demo und Teil der Zuschauer*innen. 😀
Oh und was für eine Demo und Parade das war!
Dabei hab ich mich erst bei einem weirden Gedanken erwischt. Es herrschte nämlich während der Demo Alkoholverbot. Mein erster Gedanke war; wie soll denn da Feierstimmung aufkommen? Krass, wie sehr sich festgesetzt hat, dass Alkohol für Feiern unabdingbar ist. Jedenfalls, fand ich das Verbot war eine super Sache. Denn es war dadurch eine bedeutend angenehmere Atmosphäre (verglichen mit dem einzigen anderen CSD auf dem ich bisher war).
Das beste waren die vielen vielen Aro und Ace Flaggen und Plakate mit Sprüchen und Forderungen dazu. Es gab sogar Plakate zu Platonik. Trotz, dass auch hier „Liebe“ sehr im Vordergrund stand, (ich tu mich da schwer mit, weil bei Liebe meist nur an die normative romantische gedacht wird) war Bewusstsein für A*spec-Themen da und dass war ungemein schön, bestärkend und Empowernd. Und richtig cool war natürlich auch, dass es eine Aspec*German-AktivistA-AktivAro Gruppe in der Demo gab! Ich hab gehört, es wurden fleißig Flyer noch und nöcher an die Zuschauer*innen verteilt. Beziehungsweise kann ich das auch bestätigen, denn auf einmal kam eine Person auf mich zu und drückte mir eine AktivAro-Karte in die Hand. 😀 Kann passieren, wenn wir uns sonst nur online und meist ohne Kamera an treffen.
Habt ihr Lust, ein paar der Flaggen und Plakate zu sehen? – Dann hier eine kleine Auswahl:
Nach der Demo sind wir dann wieder zum Platz mit den Ständen und der Bühne um Finn und die Leute aus der Gruppe zu treffen. Holla die Waldfee war der Platz jetzt voll! /rw Das war zwar einerseits etwas schwierig sich nicht zu verlieren, aber dafür mit so vielen queeren/LGBTQIANP+ Leuten und Allys auf einem Fleck zu sein war es absolut wert. Dazu waren alle super freundlich, es gab kein Gedränge und die Stimmung war einfach super.
Als wir dann Finn gefunden hatten wurde ich mit einer zu treffenden Entscheidung konfrontiert: wie sich herausgestellt hatte, war AktivAro, anders als gedacht, mit zwei Personen für den Bühnentalk eingeplant. Sollte ich also mit auf die Bühne? Mit meiner sozialen Angst? Bei hunderten oder tausenden Zuschauer*innen? Zu einem Talk, bei dem ich spontan auf Fragen antworten müsste? Ohne vorgeschriebenem Text? Sollte ich Finn auf der Bühne unterstützen, damit Finn nicht alleine ist und wir uns vielleicht ergänzen können?
Der letzte Gedanke hat sich am Ende durchgesetzt und so organisierten wir mir auch noch einen Backstage-Pass. Tja und dann war ich bis zum Bühnentalk panisch-angespannt und voller Übelkeit und Worst-Case-Szenario Gedanken. Ich weiß nicht ob es das für Finn einfacher oder schwerer gemacht hat. An der Stelle auch einmal Danke, an unsere fantastischen Begleiter*innen. [Kommentar von Finn: Delfin war super!]
Übrigens, ganz toll, wenn mensch eh schon das Gesäß auf Grundeis geht /rw, ist wenn sich der Bühnentalk verzögert, aber keine Person sagen kann wie lang.
Als es dann aber tatsächlich auf die Bühne ging, war meine Anspannung plötzlich größtenteils weg. Denn, naja jetzt war’s eh zu spät wegzulaufen und entweder würde das jetzt klappen oder in die Hose gehen. /rw Ich denke es hat ganz gut geklappt tatsächlich. Premium wär zwar noch gewesen, hätten wir erwähnt, dass wir von AktivAro sind, aber das ist in der Aufregung untergegangen. Dafür hatten wir mit uns zwei Personen auf der Bühne, die Arospec und Acespec Perspektiven eingebracht haben. Außerdem hatten wir einmal die Perspektive einer aro Person, die eine QPR führt und einmal einer aro Person, die keine Beziehung führt. Ich glaube, dass war ganz nice. Zusätzlich dazu, dass wir uns ergänzen konnten und nebenbei noch das Acespec reingebracht haben. Die anderen aus der Runde waren aber auch echt tolle Talk-Partner*innen. Es war eine Person dabei, die eine poly* Beziehung führt (Elena von happypolyfamily), zwei schwule Personen im Rollstuhl (Peter Hölscher und Nicolas Bellm von Queerhandicap), und eine Person, die bi* ist. Dadurch haben verschiedene Intersektionen Raum gefunden. Übrigens waren wir auch recht divers, was Geschlecht, Alter und Präsentation angeht. Ich glaube die jüngste Person war 17 und die Älteste über 60 (nagelt mich bitte nicht drauf fest, mein Gedächtnis ist ein Sieb /rw). Auch die Moderatorin war echt freundlich und respektvoll. Irgendwie hat sich der Talk dann auch sehr kurz angefühlt, ich war überrascht, als sich nochmal bei uns bedankt wurde und wir es geschafft hatten.
Hier noch einmal der YouTube-Kanal von CSD Karlsruhe: https://www.youtube.com/@csdkarlsruhe/videos
Und hier ein Video zum Themen-Talk Beziehungsmodelle:
Danach war ich, bzw. wir, mega erleichtert. Alle Anspannung fiel von mir ab und dafür war ich völlig aufgedreht und meine Löffel fast komplett aufgebraucht.
Aber mega schön war’s! Ich bin froh, euch alle getroffen zu haben, die ihr da ward. Eigentlich sollte das für mich eine einmalige Sache werden, den CSD Karlsruhe zu besuchen, aber es war so cool, dass ich mir den mal für nächstes Jahr als Möglichkeit merke. 🙂
Löffel: Die Löffel-Theorie kann helfen Außenstehenden zu verdeutlichen, welche Herausforderungen chronisch Kranken gegenüberstehen. Ihre Erkrankung kann sich stark auf ihren Alltag auswirken. Chronisch kranke Personen (funktioniert auch für andere Erkrankungen) haben demnach pro Tag eine feste Anzahl an Löffeln, z.B.12 Löffel an körperlicher und geistiger Energie zur Verfügung. Je nach Tag, verbrauchen Tätigkeiten unterschiedlich viele Löffel. Wichtig ist aber, dass auch vergleichsweise kleine Sachen, wie Aufstehen und Zähneputzen Löffel brauchen. Der Alltag wie ihn viele kennen, ist also von der Erkrankung (stark) beeinflusst.
~ Delfin (mit Kommentar von Finn :P) mit Bildern von Suri, Franzi, Delfin und Ann