Bücher –  Rettung für die Seele

CN: Emotionaler Missbrauch, psychisch belastende Situation (inkl. Familiensituation, Kinderheim), psychische Gesundheit

Bücher – eine sehr lange Zeit in meinem Leben waren sie meine persönliche Rettungsinsel. Aktuell besitze ich über 500 Bücher und wenn man mich auf einen Buchladen oder auf eine entsprechende Onlineseite loslässt, kann man sich sicher sein, dass es noch deutlich mehr werden. Außer meinen neuesten Errungenschaften habe ich jedes einzelne Buch (größtenteils mehrfach) gelesen, doch früher sah das anders aus.

In der Grundschule wurde meinen Erzeugern gesagt, dass ich viel mehr lesen müsse, da ich nicht gut darin war. Ich wurde zu Hause hingesetzt und mir wurden ein 15-Minuten-Timer und ein Buch vor die Nase gelegt. Das Buch war irgendwann ein Geburtstagsgeschenk gewesen und drehte sich um Pferde. Zu dieser Zeit konnte ich nicht viel damit anfangen und Spaß hatte ich damit absolut nicht.

Meine Erzeugerin ging zu dieser Zeit sehr viel in die Bibliothek und mir und meinem Geschwisterteil wurde sehr viel vorgelesen. Ich schnappte mir aus Langeweile eines dieser Bücher und las es. Es war ein Hexe Lily Buch, welche wir zu dieser Zeit schon viel zu oft ausgeliehen hatten. Es waren unsere liebsten Geschichten, weshalb wir sie auch nie leid wurden.

Meine heimliche Leseaktion wurde bemerkt, woraufhin ich endlich Bücher lesen durfte, die mir auch Spaß machten. Ich durfte mit in die Bibliothek und mir Bücher ausleihen, die mich interessierten, und die wir noch nie hatten. Leider hatte ich zu dieser Zeit das Pferdebuch schon beinahe durch, was für mich eine Qual war.

Dadurch wurde es dann immer besser und schnell hatten meine Lehrer nichts mehr auszusetzen. Dadurch entbrannte dann auch mein Interesse am Lesen und ich begann, mich über geschenkte Bücher zu freuen, solange sie mir gefielen. Auch kaufte ich mir eigene Bücher und stand dafür oft genug bei Buchhandlungen, in denen ich mir Bücher vorbestellen ließ.

Die Jahre vergingen und mir wurde das Lesen immer wichtiger. Es war wie eine Rettungsinsel für mich, die all die negativen Erfahrungen zu dieser Zeit in den Hintergrund gerückt hatte. Es war eine Zeit lang die einzige Sache, die mir niemand nehmen konnte, und die mich noch erfreuen konnte.

Zu meinem Pech wurden die Zeiten irgendwann immer dunkler und ich wurde aus meiner „Familie“ gerissen und in ein Kinderheim gesteckt. Zu dieser Zeit war ich 15. Leider habe ich dort ebenfalls schlimme Erfahrungen gemacht und war von mehreren Seiten emotionalem Missbrauch ausgesetzt, weshalb das Lesen für mich immer wichtiger wurde. Über die Zeit hatte ich dort 200 Bücher, während die restlichen 100 in meinem Elternhaus aufbewahrt wurden.

Ich habe teilweise ganze Tage nur mit dem Lesen verbracht, da es für mich eine Welt eröffnete, in der niemand Forderungen an mich stellte, und in der ich immer willkommen war. Meine Fantasie war zu dieser Zeit mein einziger Ausweg aus diesem Teil meines Lebens.

Ich wurde gelegentlich bestraft, da ich mich beispielsweise nicht so an Ausflügen beteiligt hatte, wie es die anderen sehen wollte. Als „Strafe“ nahm man mir mein Handy weg. Damals dachten die Leute dort, dass sie mir schaden würden, was sie aber nie taten. Ich gab es ihnen freiwillig, schmiss mich ins Bett und las. Ich war froh, dass sie über die Jahre nie verstanden haben, womit sie mich wirklich bestrafen konnten.

Heute besitze ich über 500 Bücher, wobei ungefähr 300 davon in meinem Elternhaus zwischengelagert sind und darauf warten, mit meinen Möbeln und meinen restlichen Sachen abgeholt zu werden. Durch meine schlechten Erfahrungen bin ich psychisch leider unfassbar instabil und arbeite aktuell mit meinem Partner daran, wieder gesund zu werden. Seitdem ich bei ihm bin, lese ich weniger als früher, aber ihre magische Wirkung auf mich haben meine Bücher nie verloren. Es ist kein Traum, aber ich fände es ehrlich gesagt echt schön, wenn ich eine Wohnung haben könnte, in der ein Raum allein meinen Büchern gehören würde. In der Mitte Sitzkissen, Decken und Kissen und ich wäre im siebten Himmel.

Hauptsächlich lese ich Fantasyromane, da diese schon immer die Funktion hatten, mich aus der normalen Welt zu reißen und in eine magische zu stecken. Ich versuche, den Roman-Anteil kleinzuhalten, was mir glücklicherweise meistens gelingt. Ich bin kein Fan von Romantik, ich möchte die Magie erleben, die das Lesen mir ermöglicht.

~ Anonym