Inclusionists being exclusionary

CNs: Exklusionismus, Gatekeeping, Imposter-Syndrom
[Titel: Wenn inklusionistische Personen exklusionistisch sind]

Gar nicht so leicht über dieses Thema zu schreiben. Eine vage Idee habe ich schon länger, aber ich fang immer an zu schreiben, nur um es dann alles wieder zu löschen. Vielleicht auch, weil ich unsicher bin ob sich das Monatsthema an mich richtet? Bin ich gesamtgesellschaftlich marginalisiert? Also weil ich zu einer bestimmten Gruppe gehöre an den Rand der Gesellschaft gedrängt? Absolut. Bin ich’s in der aro*spec-Community? Jain?
Einerseits gibt es in der Community viele FLINTA* Personen (Frauen, Lesben, inter*, nichtbinäre, trans*, agender und weitere, die aufgrund ihres Geschlechtes diskriminiert werden) und behinderte Menschen. Es gibt chronisch kranke, psychisch kranke, Neurodivergente und es gibt arme Menschen. Mensch sollte meinen, wir würden andere nicht noch zusätzlich innerhalb dieser Community marginalisieren.
Andererseits habe ich was die Bezeichnungen behindert und neurodivergent angeht erst in der a*spec-Community Gatekeeping-Erfahrungen gemacht. Erfahrungen, dass es Menschen gibt, die eigenmächtig entscheiden, wer das Recht hat oder haben soll diese Bezeichnungen zu verwenden.
Bevor ich in die Community kam war ich fast soweit, mein Imposter-Syndrom dahingehend zu überwinden, dass ich mich selbst als neurodivergent bezeichnen kann. Aber dann traf ich in dieser Community, die immer sagt, nutze die Label, die dir helfen, die so darauf bedacht ist nicht zu exkludieren, also auszuschließen, auf jede Menge Abneigung und Feindlichkeit dagegen die Bezeichnung neurodivergent zu verwenden, wenn mensch weder Autist*in ist, noch AD(H)S hat.
Dabei wusste ich, mein Denken und Fühlen ist irgendwie anders, als das von vielen anderen. Ich wusste, mein Gehirn arbeitet anders und dass ich neurologisch gesehen nicht typisch bin.
Ich war so kurz davor, diesen Begriff für mich zu nutzen. Statt zu denken, ich bin einfach nur kaputt, anders als alle anderen.
Aber dann hieß es, es sei schädlich, sich als neurodivergent zu bezeichnen, wenn mensch nicht autistisch ist oder AD(H)S hat.
Ich verstehe, dass beide Gruppen das Bedürfnis nach einem Begriff haben, der vielleicht nur sie beide meint. Aber ich frage mich ob „Neurodivergent“ dieser Begriff ist, wenn es im Umkehrschluss heißt, alle anderen sind neurotypisch. Also dass sie typisch denken und fühlen und die Welt typisch wahrnehmen. Das trifft in meinem Erleben einfach nicht zu.
Aber selbst, wenn ich das außer Acht lassen, bleibt, dass dieses Gatekeeping mich nicht einmal hätte trauen lassen quasi questioning zu sein. Weil, ich würde ja Menschen schaden.
Letzendlich hab ich mich lange nicht getraut, bin bei kaputt hängen geblieben und dabei, dass ich einfach komisch und anders bin als alle anderen.
Aber guess what – so exklusionistisch sind gar nicht alle. Da sind tolle Menschen, die nicht diese Mauern hochziehen um den Begriff Neurodivergenz. /rw Die Raum geben um rauszufinden, ob der Begriff passt und für mensch selbst hilfreich ist. Menschen, die wissen, dass Gatekeeping und Exklusionismus allen schadet. Viel mehr, als wenn eine Person sich neurodivergent nennt, obwohl es nach irgendeiner strikten Auslegung der Definition nicht passt. Vielleicht weil sie wissen, dass die Hürden für Leute, die unsicher sind, so niedriger sind. Weil offen sein und willkommen heißen nicht heißt, dass plötzlich alle diesen Begriff für sich verwenden. Sondern weil es den Raum gibt rauszufinden, ob der Begriff passen könnte.
Ich traue mich immer noch nicht, mich neurodivergent zu nennen. Manchmal bin ich kurz davor, aber dann habe ich wieder Angst, anderen dadurch zu schaden. Egal wie sehr ich das Gefühl habe, der Begriff passt oder wie sehr er einiges erklärt.
Also verwende ich ihn nicht, fühle mich in Räumen mit neurodivergenten Menschen teils sogar unwohl und Kreise immer wieder um dieses eine Wort, dass mir auf so vielen Ebenen begegnet: kaputt.

Ich dachte, ich sei kaputt, bis ich rausfand, dass Asexualität existiert. Ich dachte ich sei kaputt, bis ich rausfand, dass Aromantik existiert. Ich dachte ich sei kaputt, bis ich auf die Spoon-Theorie stieß. (Eine Theorie, die durch den Vergleich mit zur Verfügung stehenden Löffeln versucht zu beschreiben, wie viel oder wenig psychische und/oder mentale Energie eine Person für einen Tag für alle Aufgaben und Aktivitäten hat.) Ich dachte ich sei kaputt, bis… es passt bei so vielen Aspekten meines Seins und Lebens. Bei vielen habe ich Worte gefunden, die mir zeigen, ich bin nicht kaputt, bei diesem Thema nicht.
~ K.