„Du wirst einmal einen ganz tollen Freund finden“, haben sie gesagt. Ihr werdet heiraten und ganz viele Kinder bekommen und ein schönes Zuhause einrichten“, haben sie auch gesagt. Und „Ihr zwei werdet glücklich bis an euer Lebensende miteinander sein“. Diesem brav auswendig gelernten und verinnerlichen Ideal bin ich lange nach gelaufen und hielt es für das einzig wahre Ziel ein eigenes Zuhause zu bekommen. Das war auch nicht immer leicht zu verstehen, denn das Gefühl der (demi)romantischen Anziehung verstärkt solche Tendenzen bei mir.
Mittlerweile hat bei mir aber ein Umdenken eingesetzt, denn ich habe gemerkt, dass ich mein eigenes Leben liebe und schätze und ungern zugunsten anderer aufgeben mag. Könnte ich mir selbst vielleicht ein Zuhause sein?
„Deine (romantischen) Beziehungen wirken immer viel zu Kumpelhaft“, haben sie gesagt. „So wird, dass nie etwas mit Haus und Kindern“, haben sie auch gesagt. Wieso, was mache ich denn da bitte falsch? Und wieso brauche ich ein Haus, (nur) einen Partnermenschen, und Kinder? Meine damalige Partnerperson und vor allem auch ich stehen nicht auf kitschiges Gefasel und ich muss auch nicht dreimal täglich für andere meinem Beziehungsmenschen gegenüber „ich liebe dich“ heucheln. Wir wussten das auch so voneinander.
Mittlerweile lasse ich mir von außen auch nichts mehr einreden, ob und wie ich meine Beziehung(en) zu gestalten habe. Und außerdem verstehe ich die Sache mit der aufgedrängten Vorstellung eines Zuhauses immer noch nicht. Ich fühle mich wohl und glücklich mit mir selber. Ich bin jetzt wohl ein Stückchen weg vom aufgedrängten Zuhause, denn ich denke, ich kann auch einfach mir selbst eine Heimat sein.
~ Noir