CNs: Selbsthass, Selbstzweifel, Selbstverletzung, Suizidgedanken, Amatonormativität, Heteronormativität
Kaputt.
Ich dachte ich wär kaputt,
hab’s viele Jahre gedacht.
Ich hab mich gehasst, das Leben gehasst.
Ich hab gehasst, dass ich kaputt bin.
Oft hasse ich mein Leben auch jetzt noch,
aber ich, ich bin nicht kaputt.
Ich bin ich.
Ich dachte ich wär kaputt,
mein Körper passt nicht zu mir.
Ich dachte ich wäre trans*,
aber das fühlte sich auch nicht richtig an.
Wie oft hab ich meine Existenz verflucht,
so oft nicht weiter machen wollen,
mich selbst verletzt.
Das hat sich nicht geändert, aber jetzt
weiß ich, ich bin nicht kaputt.
Ich bin ich.
Ich dachte ich wär kaputt,
alle anderen sprachen von Beziehungen, von Liebe, von Sex,
kicherten, redeten über ihren Schwarm.
Aber bei mir löste es Angst aus und Selbstzweifel.
Angst, auch eine Person finden zu müssen,
Angst mich verlieben zu müssen, Angst Sex haben zu müssen.
Ich dachte ich sei kaputt, weil ich all das nicht wollte.
Ich will lieber jeden Tag mit Freund*innen verbringen.
Verstanden, warum ich anders bin, hab ich lange nicht.
Ich kannte die Label nicht, kannte so vieles nicht.
Auf wen ich stand, hab ich mir ausgesucht,
weil ich dachte ich muss wie alle sein.
Ich dachte es gibt keine Alternative,
dachte ich sei kaputt.
Aber jetzt weiß ich, ich bin nicht kaputt.
Ich bin ich.
Ich bin aromantisch, asexuell, agenderflux.
Ich bin nicht kaputt, ich bin ich.
Ich bin ganz.
Ich mag romantische Geschichten und Lieder
– manchmal.
Ich liebe meine Familie und Freund*innen
– meistens.
Und möchte am liebsten 24/7 mit meinen engsten Freund*innen zusammen sein,
weil ich sie liebe. Aus vollstem ganzen Herzen und mit allem was ich hab.
Ich liebe sie, brauche sie
und sie zu verlieren wäre unvorstellbar.
Ich liebe sie, nur eben nicht im romantischen Sinn,
sondern platonisch, oder alterös,
vielleicht ist es auch queerplatonisch,
das weiß ich nicht immer.
Hauptsache sie sind in meinem Leben.
Ich bin aromantisch.
Ich sage gerne, ich hab dich lieb,
an manchen Tagen kuschel ich gerne mit Freund*innen,
ich mache gerne kleine Geschenke,
an manchen Tagen mag ich Händchen halten gern.
An vielen Tagen male ich mir aus mit meinen liebsten zusammen zu leben,
mit allerhand Dingen, von denen die Gesellschaft meint,
sie gehören zu einer Beziehung.
An vielen Tagen frage ich mich,
warum manche denken, ich bräuchte romantische Anziehung,
bräuchte romantische Liebe.
Ich habe tolle Menschen, die ich liebe.
Und ich bin ich
und ich bin ganz.
~ Delfin (Text für den Arospec-Week Poetry Slam 2023 zum Thema Aromantik trifft Romantik)