Eine kleine, dicke Aro-Lady

CNs: Diskriminierung, Fatshaming, Lookismus

Es war einmal eine kleine, dicke Aro-Lady, die einfach nur ein glückliches und selbstbestimmtes Leben führen wollte, aber das erlaubte ihr die Gesellschaft so einfach nicht.

Schon als Kind war sie zwar nicht dick, aber eben nicht so zierlich gebaut, wie die anderen gesellschaftlich weiblich gelesene Kinder. Das wurde immer wieder zum Anlass genommen ihr zu sagen, sie sei nicht liebenswert. Sie verstand nicht was ihr Vergehen war, war es ihre pure Existenz?

Sie liebte eigentlich das Leben und doch fragte sie sich, als die Beleidigungen und die Prügel, der anderen Kinder sie immer häufiger trafen, warum sie eigentlich lebt? Tragischerweise fand sie damals ihr einziges Seelenheil in Süßgetränken, die ihr doch eigentlich auch von zu Hause aus verboten waren.

Als Teenager wurde es noch schlimmer. Ihr Körper erschlankte zwar zunächst, aber durch Medikamente und Verzweiflung, die sie sich von Diät zu Diät kämpfen ließen, nur um endlich akzeptiert zu werden, nahm sie weiter zu.

In all der Zeit nahm auch der Druck zu, sich endlich zu verlieben und geliebt zu werden. Doch beides blieb ihr verwehrt. Unglücklicherweise lief damals auch ein Song im Radio mit dem traurigen Titel: „Du trägst keine Liebe in dir“, den sie sich zu sehr zu Herzen nahm.

Der Druck der Gesellschaft sich verlieben zu müssen, schön zu sein, einen Mann zu finden und Kinder zu bekommen, lastete bald noch schwerer auf ihr, als das zunehmende Gewicht. Unterschwellig, aber oft auch direkt, wurde ihr das immer wieder von Außen gespiegelt, dabei wollte sie doch einfach nur leben. Was war daran verkehrt?

Erst Jahre später nach der ersten romantischen Beziehung, die im Endeffekt an den gesellschaftlichen Erwartungen, die sie nicht erfüllen konnte, zerbrach und sie nun inzwischen eine kleine dicke Lady geworden war, hörte sie vom Aro*spec. Es dauerte etwas, aber es mildert zumindest einen Teil des Schmerzes in ihr. Den Teil, der zusätzlich zum nun mehr hohen Gewicht auf ihr lastete.

Sie wurde jetzt zu einer kleinen dicken Aro-Lady, die sich bis heute versucht tapfer trotz oder grade, wegen ihrem Dicksein selbstbestimmt durch‘s Leben zu kämpfen. Aber leider muss ich euch sagen bisher gibt es trotzdem kein Happy End, denn die Gesellschaft mag leider keine kleinen, dicken Aro-Ladys, auch wenn sie zum Teil vielleicht mit zu ihrer als traurig abgestempelten Daseinsform beiträgt, und ihr leider weiterhin sagt, dass sie krank und falsch sei, obwohl sie sich nicht so fühlt.

~ Dia R.