Wie kann eine Tätigkeit aromantisch sein?“, ist die erste Frage, die mir zum Thema „aromantische Freizeitgestaltung“ stellte. Nach längerem Grübeln kam ich darauf, dass alle meine Aktivitäten sich im Grunde „aromantisch“ sind, selbst die vermeintlich „romantischen“.
Wie kann das sein?, fragte ich mich als Nächstes. Die Antwort darauf dauerte etwas länger, ist aber grundsätzlich ähnlich simpel, nämlich weil „romantisch“ genauso wie „aromantisch“ keine intrinsische Eigenschaft einer Aktivität ist, sondern nur eine Lesart, quasi ein Filter durch den wir sortieren. Teilweise werden uns diese Mechanismen anerlernt, ohne dass wir das näher reflektieren. Andererseits nehmen wir sie auch bewusst an, um z.B. zu einer Gruppe dazugehören zu können. Es wird einfach als Konsens vorausgesetzt.
Auch meine Filter waren bis vor kurzem bei einigen Tätigkeiten sehr auf Romantik gepolt. Wenn ich z.B. zwei Teenager oder junge Erwachsene Händchen halten durch die Stadt schlendern sah, interpretierte mein Gehirn das gleich als Pärchen. Anders herum waren eine befreundete männlich gelesene Person und ich (gesellschaftlich weiblich gelesen) z.B. auf einem Mittelalter Markt unterwegs konnten wir uns gefühlt an jedem dritten Stand anhören, dass wir doch so ein schönes Paar seien und sie „zufällig“ passende Ringe, Armreife etc. hätte, die unsere Liebe unterstreichen würde. Das passiert mir so oder ähnlich öfter, da ich mit sehr vielen männlichen gelesenen Menschen befreundet bin. (Bei weiblich gelesen, kam es bisher nicht vor.) Würde das also stimmen, hätte ich eine Polybeziehung mit mindestens zehn Menschen…
Nix gegen meine Freund*innen, aber das wäre mir echt zu viel Organisation und damit zu anstrengend. Deshalb belasse ich es lieber bei den „aromantischen Aktivitäten“
~ Noir