Es könnte so einfach sein
Wir sitzen im Auto vor deiner Wohnung. Du bist noch nicht ausgestiegen. Du bist angespannt, willst noch etwas sagen.
Sag es nicht ich will es nicht hören!
Oder sag wenigstens nicht das was ich denke. Das was alle immer über uns sagen.
„Ich … Ich habe mich in dich verliebt.“
Nein, genau das wollte ich nicht hören.
Dabei kann ich es genau sehen.
Wir passen gut zusammen, das sagen alle. Und irgendwie stimmt es auch.
Ich sehe unser Waldschlösschen. Und die langen Wanderungen mit unseren 5 Hunden.
Wir zusammen auf der Couch beim Star Trek schauen (oder heute lieber einen Schwarzweiß Klassiker?). Wir, wie wir stundenlang über die nerdigsten Themen diskutieren. Wir beim Kochen (vermutlich irgendein Rezept von Jamie Oliver). Die Zutaten natürlich frisch aus unserem Garten. Und dazu den passenden Wein. Ab und zu auch einen Whisky. Oder wir sitzen einfach nur in unserer Bibliothek und lesen.
Es wäre schön und einfach und bequem. Für Mich.
Und Du? Wie lange würde es dauern? Bis du merkst was fehlt. Das du nicht zufrieden bist. Das du nie etwas anderes sein wirst als ein Freund. Mein Freund, im platonischsten Sinn des Wortes. Aber eben nicht in dem Sinn, den du dir wünscht.
Wie lange würde es dauern? Bis du mich hasst.
„Ich mag dich nur als Freund.“
,Nur‘ was ein blödes Wort. Als ob Liebe etwas besseres wäre. Oder irgendwie mehr. Es ist doch einfach etwas anderes. Oder?
Die Zeit scheint still zu stehen, während ich auf deine Antwort warte.
Bist du jetzt verletzt? Wirst du mich jetzt verlassen? Weil ich nicht das fühle, was ich sollte? Nicht das was du brauchst? Es wäre nicht das erste Mal. Aber noch nie jemand, der mir so wichtig war.
Du nickst.
„Unsere Freundschaft ist mir wichtiger.“
Vermutlich wissen wir in diesem Moment beide nicht, dass wir tatsächlich Freunde bleiben werden. Nicht immer so eng wie heute, aber das wird in Ordnung sein.
Es wird unsere Star Trek Abende geben. Das Kochen und den Wein. Nur nicht immer zu Zweit.
Wir wissen beide noch nicht, dass ich dir deine Frau vorstellen werde. Und dass ihr beide einen Wettbewerb daraus machen werdet, wer es mir zuerst sagen darf (den du verlieren wirst).
Dass man uns eine Zeitlang nur im Dreierpack antreffen wird. Dass irgendwer ständig fragen wird wer von uns denn jetzt deine Freundin ist. Und du immer lachend „Beide“ antworten wirst.
Dass es nichts ausmachen wird, dass wir jetzt in unterschiedlichen Städten wohnen. Und immer ein offenes Ohr füreinander haben werden. Dass wir uns nie werden rechtfertigen müssen, wenn wir mal länger brauchen ehe wir uns wieder melden.
Und das es eben doch so einfach ist.
~ Rrhiza (Text für den Arospec-Week Poetry Slam 2023 zum Thema Aromantik trifft Romantik)