Es gibt Momente, da wird mir meine aromantische Distanz zur alloromantischen Welt ganz besonders bewußt. Ob in Romanen, Filmen, Werbespots oder auch in meinem Umfeld im echten Leben, es herrscht höchster Romantikalarm wenn folgendes Ritual vollzogen wird:
Ein Mensch (meistens ein Mann) schenkt seinem Schwarm (meistens eine Frau) einen Strauß Blumen. Wenn es ganz doll romantisch sein soll, rote Rosen. Die die höchste Stufe der Romantik ist wohl anscheinend der Moment, wenn der Bräutigam vor dem Altar seiner Braut den Brautstrauß überreicht. Blumen, als Verkörperung von romantischer Liebe.
Diese Ritual lässt mich ratlos beim Versuch zurück das Konzept “Romantik” zu verstehen, denn was genau passiert hier wirklich?
Ein lebender Organismus wird gewaltsam von seiner lebenswichtigen Wurzel buchstäblich abgeschnitten und damit dem baldigen Tod geweiht.
Oh, die Blumen sind aber schön – ja, noch.
Die beschenkte Person stellt die Blumen dann eiligst in eine Vase mit Wasser, um das unvermeidliche Sterben noch ein wenig hinauszuzögern und platziert diese an eine prominente Stelle, wo die Blumen so richtig zur Geltung kommen sollen – also wo man ihnen besonders gut beim Verwelken zusehen kann. Im Prinzip werden sie aufgebahrt. Manchmal schon nach drei Tagen, spätestens aber nach einer Woche hat das Siechtum ein Ende. Verschrumpelt und schlaff hängen die Blumen in modrig stinkendem Wasser und landen letztendlich in der Mülltonne.
Und was genau ist jetzt daran nun so romantisch Blumen beim Sterben zuzuschauen?
Orrr, du hast echt keinen Sinn für Romantik. Geh weg – und da ist sie wieder, diese Distanz.
~ Oli (Gastbeitrag)
Oli deinen Text kann ich sehr gut nachvollziehen. Mit dem „Grünzeug“ konnte ich auch noch nie was anfangen.