Meine ganze Kindheit war ich davon überzeugt und wusste genau wie mein Leben ablaufen würde:
Ich würde jemanden finden, den ich sehr gerne habe und diese Person lieben, romantische Sachen veranstalten und eventuell irgendwann Kinder in die Welt setzen. So hatte ich es bei allen anderen Personen in meinem Leben gesehen und so würde ich ja wohl auch sein oder?
Weil wie wahrscheinlich ist es bitte, dass ich, von allen Personen, komplett anders sein könnte..?
Bis ich rausfand das ich asexuell und transfeminin bin. Ja, gut nicht so schlimm wa; so richtig viel ändert sich ja erstmal nicht, es kann ja alles relativ beim Alten bleiben, außer eventuell die Kinder-Kriegen-Sache aber hey das ist ja nicht das Ding.
Lange passierte dann gar nichts. Um ehrlich zu sein, ich hatte eh erstmal andere Probleme und für Romantik und Liebe hat man ja keine Zeit. Ich hab trotz allem fleißig weiter romantische Bücher, Serien, Filme, etc. konsumiert und mich jedes Mal gefragt, wann ich den dran bin und wann ich denn einen Partner haben darf.
Als ich dann nach Berlin zog, traf ich eine nette Person, ging mit ihr auf ein Date. Wir freundeten uns schnell an und verbrachten viel Zeit miteinander, guckten Serien, verbrachten einen Urlaub miteinander und hatten viel Spaß. Generell war alles Super bis auf die kleine aber feine Sache, dass sie sich langsam ich mich verliebte, ich aber (egal wie sehr ich es doch versuchte) genau gar nichts über platonische Gefühle für sie empfand. Das war so unglaublich verwirrend, weil eigentlich war das doch mein Traum oder? Ich hatte hier eine sehr nette Person, mit der ich gerne Zeit verbrachte, aber wieso klappte es dann nicht? Wieso ekelte es mich an bei dem Gedanken, dass sie mich küssen oder andere romantische Sachen mit mir machen wollte? Was war bitte falsch mit mir, ich wollte genau das doch eigentlich so sehr…
Irgendwann führte es leider deswegen zum Bruch zwischen uns, weil ich es ihr sagen musste, dass ich mich mit alle dem nicht wohl fühlte und ich über einer Freundschaft heraus nichts zwischen uns sehen konnte. Sie war verständlicherweise sehr verletzt und brach auf weiteres erstmal den Kontakt ab, um sich zu erholen. Ich war auf zweierlei Arten komplett fertig: Erstmal weil ich grade eine Freundin verloren hatte und zweitens weil eventuell gerade mein ganzes Weltbild und Bild meiner Zukunft über mir zusammenbrach.
Ich hatte vor ewigen Zeiten mal von etwas gehört, was ich anfangs kategorisch ausgeschlossen hatte, von Aromantik.
Und so sehr es mir misfiel, ich würde mir das wohl genauer angucken müssen.
Also kaufte ich mir “Loveless” von Alice Oseman. Und oh weh ich konnte mich mit der Protagonistin so sehr Identifizieren. Ich wollte es wirklich nicht wahrhaben, aber wirklich verneinen konnte ich es auch nicht mehr: Ich bin aromantisch.
Mies. Echt mies. Weil damit dürfte meine Vorstellung, wie mein Leben laufen sollte, endgültig dahin sein. Warum muss ich denn als die Romantikerin schlechthin aromantisch sein? Ist das irgendwie eine gemeine Strafe der Natur? Fies echt.
Ja ich weiß, Zweisamkeit muss nicht immer Romantik beinhalten, aber ihr wisst, was ich meine, wenn ich sage, ich will nicht immer alleine sein 🙁 Ich find das doof, niemanden romantisch lieben zu können, vor allem wenn ich sehe wie glücklich es so viele Leute macht :/
Ich will das auch.
Ich weiß, es klingt nach nem doofen Abschluss für diesen Beitrag, aber ich bin darüber einfach immer noch nicht hinweg. Ich hab das noch nicht verarbeitet und das ist Teil des Weges den ich gehe.
Ich weiß, irgendwann werde ich soweit sein und eventuell werde ich ein Beziehungsmodell finden was mir passt oder auch nicht, aber im Moment bin ich nur froh, dass ich weiß, dass Romantik für mich nichts ist. Denn sowas wie mit der einen Freundin hätte ich ungern das es nochmal passiert. Zu ihrem und meinem Besten.
Ich bin aromantisch.
Und alles weitere liegt offen vor mir auf meinem, jetzt sehr undefiniertem, Weg in die Zukunft.
– Sophie <3