Die perfekte Aro-Weihnacht

Eine kleine Anmerkung vorab: Das hier ist kein normaler Artikel. Hier werden keine Gedanken beschrieben, Gedichte niedergeschrieben oder sich mit den eigenen Emotionen auseinandergesetzt. Das hier wird einfach eine kleine Weihnachtsgeschichte, die meinen Gedanken entsprungen ist. Ich mache das hier nicht beruflich, sondern lediglich im kleinen Stil in meiner Freizeit. Deshalb erwartet bitte kein Meisterwerk. Ich hoffe natürlich trotzdem, dass die Geschichte jemanden unterhalten kann.


„Ich bring dich um, Dante!“ Verwirrt sehe ich mich um und erblicke das Chaos hinter mir. Der Boden ist voller Mehl und mittendrin stehen zwei Menschen, welche von oben bis unten weiß sind. Während die eine Person lacht, schüttet die andere gerade das restliche Mehl über ihn. Kopfschüttelnd betrachte ich das Chaos, bis Lee mich anscheinend bemerkt „Dante hat angefangen!“ Dieser lacht noch immer „Ich konnte nicht widerstehen. Lee musste mir unbedingt den Rücken zukehren und da stand das Mehl.“ Erneut schüttle ich den Kopf und sehe die beiden dann grinsend an „Wisst ihr beiden eigentlich, dass ihr anstrengend seid? Ich habe die Küche gestern erst geputzt.“ Die beiden Schneemenschen sehen mich schuldbewusst an. „Macht euch sauber. Ich werde mich um die Sauerei kümmern.“ Ein Lächeln später sind die beiden verschwunden und ich schnappe mir seufzend einen Lappen und wische das Mehl weg. Um erst einmal Ordnung in dieses Chaos zu bringen, sollte ich die beiden vielleicht vorstellen. Lee ist mein Partnermensch. Hen ist 24 und identifiziert sich als Agender und wünscht sich, dass wir verschiedene Pronomen für x nutzen. Dieser Bitte kommen Dante und ich natürlich gern nach. Dante ist zwei Jahre jünger, männlich und ebenfalls mein Partner. Die beiden sind unfassbar chaotisch und manchmal wie kleine Kinder und genau das liebe ich an ihnen. Die beiden sind übrigens ebenfalls zusammen. Mein Name ist Lilith, ich bin weiblich und ebenfalls 24. Wir drei führen eine gemeinsame queerplatonische Beziehung und sind alle drei Aro-Ace. Seit einem halben Jahr leben wir nun zu dritt in unserer ersten gemeinsamen Wohnung und das heute ist unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest in eben dieser. Die Geschichte, wie wir uns kennengelernt haben, ist etwas komplizierter. Zumindest würden es viele als kompliziert ansehen, wir jedoch nicht.

Beim Gedanken daran lächle ich vor mich hin, bis ich von einer Stimme aus diesem gerissen werde „Worüber denkst du nach, Lilith?“ Erschrocken sehe ich Dante an, der mir soeben die Frage gestellt hat. „Ich habe über unser Kennenlernen nachgedacht.“ Lee kommt zu mir und hängt sich an meinen Hals „Du meinst den Tag, an dem du Dante und mich verkuppeln wolltest?“ Ich zucke mit den Schultern „Ich wusste nichts von deiner Sexualität. Ich wollte dir nur helfen, weil du immer gemeckert hast, dass du eine Beziehung möchtest.“ „Ja, ich weiß. Aber ich wusste zu dem Zeitpunkt selbst noch nichts von meiner Sexualität. Außerdem konnte ich nicht ahnen, dass du den nächstbesten Typen ansprichst, der uns beim Eislaufen begegnet.“ Nun mischt sich auch Dante ein „Das stimmt nicht so ganz. Ich kannte Lilith vorher immerhin schon. Zugegebenermaßen nur vom Café um die Ecke, aber wir kannten uns.“ Stichelnd sieht Lee ihn an „Du meinst das eine Mal, an dem ihr euch einen Tisch geteilt habt, weil es zu voll war und du nicht stehen wolltest?“ Er zuckt mit den Schultern „Gekannt ist gekannt. Außerdem haben wir beide uns auch sofort gut verstanden.“ X nickt zustimmend und sieht dann wieder zu mir „Haben wir jetzt noch genug Mehl zum Backen?“ „Ich habe in weiser Voraussicht zwei Packungen gekauft. Aber die zweite sollte bitte nicht mehr auf dem Boden landen!“ Die beiden nicken zustimmend und stellen sich an die Küchentheke, an welcher sie nun friedlich den Teig vorbereiten. „Lilith, willst du dort nur faul rumstehen? Wir könnten deine Hilfe gebrauchen.“ Schmunzelnd komme ich Lees Bitte nach und stelle mich zu den beiden an die Theke. Die beiden haben die meisten Zutaten schon in die Rührschüssel gepackt und ich kippe die restlichen dazu, während Dante den Teig mit dem Handrührgerät verknetet.

Nachdem der Plätzchenteig fertig ist, muss dieser einige Zeit an einem kühlen Ort ruhen, weshalb wir ein Geschirrtuch über die Schüssel legen, ihn in den Kühlschrank stellen und dann ins Wohnzimmer gehen. Dort steht schon der Weihnachtsbaum, den wir uns gekauft haben. Lee, Dante und ich haben ihn gemeinsam ausgesucht, gekauft und dann aufgestellt. Das Schmücken haben wir uns absichtlich für heute aufgehoben, wie die Kisten mit Deko vor dem Baum eindrucksvoll zeigen. Wir öffnen die Kartons und beginnen, unseren ersten gemeinsamen Tannenbaum zu dekorieren. In einer Kiste finde ich eine Lametta-Girlande, welche ich kurzerhand dafür benutze, Dante darin einzuwickeln. Dieser war gerade dabei, eine Kugel an den Baum zu hängen, welche er vor Schreck fallen lässt. Als er versucht, sich zu wehren, sind seine Arme schon an seinem Körper fixiert und er sieht mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an „Dein Ernst?“ Ich kichere und mache weiter, bis die komplette Girlande um ihn gewickelt ist. Zufrieden betrachte ich mein Werk, während Lee ihm noch zwei Kugeln an seine persönliche Deko hängt und ihn dann lachend ansieht „Du gibst einen wundervollen Tannenbaum ab.“ „Du zeigst einmal wieder, dass du eine wahrhaftige Hexe in Menschengestalt bist. Und du, Lilith müsstest dich nur noch grün anmalen und wärst der perfekte Grinch.“ Lachend sehen wir dabei zu, wie er sich langsam vor Lametta-Girlande befreit und es an den Baum hängt. Da unsere Kugeln aus Plastik sind, sind sie glücklicherweise noch heil. Ich glaube, dass wir ansonsten jedes Jahr neue Kugeln kaufen dürften, so oft wie wir sie uns letztes Jahr in die Haare, an die Ohren, in die Kleidung und sonst wohin gehängt haben. Ein Blick zu Lee zeigt den Schelm in xiers Augen „Wie hast du mich genannt? Du kannst gleich rennen, wenn du so etwas noch einmal sagst!“ Grinsend dreht sich Dante zu hen um „Reitest du mir dann auf dem Besen nach, um überhaupt aufholen zu können, alte Frau?“ „Dich bekomme ich auch zu Fuß, du nerviger kleiner Kobold!“ Während Lee ihn wütend anfunkelt, mische ich mich grinsend ein „Lee soll den Staubsauger nehmen. Dann würde x auch gleich die Wohnung dabei saugen. Du müsstest nur zu den dreckigen Stellen rennen, Dante.“ Deys wütender Blick trifft kurz mich, ehe wir drei zu lachen beginnen.

Nachdem wir uns beruhigt haben, schmücken wir den Tannenbaum ohne weitere Zwischenfälle fertig und gehen dann wieder in die Küche, in welcher wir nun endlich den Plätzchenteig verwerten können. Dieser duftet schon herrlich. Ich sehe ihn gierig an und möchte mich am liebsten auf ihn stürzen. Wenn er endlich gebacken wird, wird mich niemand mehr davon abhalten können, mir ein paar Plätzchen zu nehmen. Von mir aus sogar heiße. „Lilith, sollen wir dich und den Teig allein lassen? Du siehst aus, als hättest du ihn zum Fressen gern.“ Dieser Witz stammt von Lee, xiese ich lachend ansehe. Dante hingegen runzelt nur die Stirn „Was Besseres ist dir nicht eingefallen? Meine Güte, war der flach.“ Hen zuckt mit den Schultern „Für Lilith hat er gereicht.“ „Das ist keine Leistung. Bei ihr reicht es schon, wenn etwas runterfällt und sie bekommt sich vor Lachen nicht mehr ein.“ Lee nickt zustimmend und ich sehe die beiden gespielt beleidigt an „Ihr beide seid gemein!“ Wir teilen den Teig durch drei und rollen und stechen ihn einzeln aus. Die Plätzchen legen wir auf zwei Backbleche und schieben sie in den Ofen. Zwölf Minuten später nehmen wir die fertigen Plätzchen aus dem Ofen und schieben die letzten zwei Bleche mit dem Gebäck hinein. Sofort stürze ich mich auf die Leckereien, nehme ein paar in die Hand und schiebe mir das Erste in den Mund. „Heiß!“ Ich atme hektisch durch den Mund, um das Gebäck damit abzukühlen. Durch mein bescheuertes Auftreten bringe ich meine beiden Partnermenschen natürlich erneut zum Lachen. „Was hast du erwartet, Lilith“ Frustriert schlucke ich das Plätzchen runter und sehe dann Lee an „Leckere Plätzchen.“ „Aber dir muss doch klar sein, dass sie heiß sind.“ Ich nicke hen zu „Natürlich! Aber ich hatte gehofft, dass sie nicht mehr so heiß sind.“ Ich warte etwas, bis die restlichen Plätzchen in meiner Hand kühler sind und esse diese dann ebenfalls. Als dann auch die nächsten zwei Bleche fertig sind, legen wir alle in eine Box und lassen sie dort abkühlen.

Zurück im Wohnzimmer setzen wir uns um den Baum und holen die Geschenke hervor, die wir füreinander gekauft haben. Zuerst bekommt Lee xs Geschenke, welche hen sofort aufreißt. Strahlend nimmt dey die drei Bücher heraus und sieht uns dankbar an „Wo habt ihr die her? Die waren doch ausverkauft. Ich habe sie nur noch viel zu teuer gebraucht gefunden.“ Ich zucke mit den Schultern „Dante und ich haben sie vorbestellt. Auf die Idee bist du glücklicherweise nicht gekommen.“ X kommt auf mich zu, umarmt mich und küsst mich dann „Danke, Lilith.“ Dann geht dey zu Dante und küsst diesen ebenfalls „Wisst ihr beiden eigentlich, wie froh ich bin, euch zu haben? Ihr seid einfach die Besten und absolut perfekt!“ Xier zieht uns beide in xs Arme und wir umarmen dey ebenfalls. So verharren wir einige Zeit, bis wir uns von einander lösen und Lee Dante unser Geschenk überreicht. Wir haben uns immer zu zweit zusammengetan, um die dritte Person gemeinsam beschenken zu können. Er geht deutlich ruhiger an die Sache ran und öffnet sein Geschenk vorsichtig. Wir haben ihm einen neuen Tennisschläger gekauft, da er diese Sportart im Verein spielt und sein alter langsam in die Jahre kommt. Als er den neuen Schläger sieht, beginnen seine Augen zu glänzen „Ihr seid verrückt! Der war doch teuer.“ „Ist das etwa deine Art, dich zu bedanken?“ Er denkt kurz über meine Worte nach und sieht uns dann beide an „Danke!“ Nun überreichen die beiden mir ein Geschenk, welches ich ebenfalls vorsichtig öffne. Es ist ein kleines Schächtelchen, in welchem sich zwei wunderschöne Ohrringe befinden, die ich vor zwei Wochen beim Bummeln bestaunt habe. Staunend nehme ich einen heraus und sehe ihn mir genauer an. „Sie sind wunderschön.“ Ich lege ihn zurück und ziehe die beiden in meine Arme.

Am Abend gehen wir noch gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt. Dante und ich haben Lee in unserer Mitte und xier hat jeweils eine unserer Hände in hens. So schlendern wir über den Weihnachtsmarkt, bis wir bei einer Eislaufbahn ankommen. Es ist die, bei der vor vier Jahren alles begonnen hat. Das wird auch Lee klar, x mit verträumter Stimme sagt „Hier hat alles angefangen. Vor vier Jahren. Wisst ihr noch?“ Wir nicken und x redet weiter „Wir hatten uns hier auf dem Weihnachtsmarkt verabredet und Lilith wollte dich mir unbedingt vorstellen, Dante. Ich hatte geahnt, dass sie uns verkuppeln wollte. Ich glaube noch am selben Abend haben wir herausgefunden, dass wir gute beste Freunde abgeben. Als Paar haben wir es danach gar nicht erst versucht. Bis ich irgendwann auf meine Sexualität gestoßen bin und Dante dann durch mich auch. Da begann das Schwärmen davon, eine queerplatonische Beziehung zu führen. Und ein Jahr später haben wir genau hier beschlossen, dass wir es zu dritt versuchen. Da ist mein größter Wunsch in Erfüllung gegangen!“ Xier lässt unsere Hände los und legt deys Hand vorsichtig an meine Wange. X sieht mir lächelnd in die Augen, kommt dann näher und küsst mich behutsam. Dann geht xier zu Dante, welcher x sofort in seine Arme zieht und seine Stirn an hens legt. Dann küsst Lee ihn ebenfalls und sieht daraufhin neugierig dabei zu, wie ich Dante von hinten umarme und mich an ihn drücke, bis dieser sich zu mir umdreht und mich genauso behutsam küsst, wie Lee vor ihm.


Das war jetzt die Geschichte, die ich mir ausgedacht habe. Ich hoffe, dass sie jemanden angesprochen hat und ihr sie genauso mögt, wie ich.

~ Sterni