Brief an die Amatonormativität: Hey du, ich sehe dich

Letztes Jahr in der Aro*spec Week haben wir dazu aufgerufen, Briefe an die Amatonormativität zu schreiben (https://aromantik.de/arospecweek-2024-briefe-an-die-amatonormativitaet). Hier kommt einer davon.

Hey du,

ja du! Ja, ich kann dich sehen, bist du überrascht?

Ich weiß, du bist es gewohnt, dich unsichtbar unter die Menschen zu mischen. Doch ich kann dich sehen. Ich kenne sogar deinen Namen: Amatonormativität. Schau mich nicht so an, wir wissen beide, dass es dein Name ist. Du magst ihn nicht? Ich auch nicht. Vielleicht kannst du es schaffen, deinen Namen in etwas weniger Angsteinflößendes zu ändern. Das klingt gut? Dann erzähl mir, warum du anders genannt werden willst und was dein Problem mit “Amatonormativität” ist.

Du sagst, du magst es nicht, die Menschen heimzusuchen, ohne, dass sie von dir wissen. Sie zu quälen und ihr Leben anstrengend zu machen. Die Menschen müssen Maßstäben gerecht werden, die du ihnen auferlegst. Das fühlt sich nicht gut an, weil du merkst, wie es sie einengt, während die Menschen selbst dich meistens nicht sehen können.

Ich kann das gut verstehen. Um ehrlich zu sein: Du hast auch mein bisheriges Leben ziemlich tricky gemacht. Erst, als ich dich sehen konnte, konnte ich mich von dir befreien. Zumindest ein Stück. Du hattest es geschafft, tief genug in meinen Kopf vorzudringen, dass ich Dinge über mich zu wissen glaubte, die absolut falsch sind. Dinge wie “Ich habe einen Crush auf xy” oder “Wenn ich erst einmal verheiratet bin…”. Ich habe Jahr um Jahr gewartet, dass mein richtiges Leben anfängt. Also das Leben, in dem ich date, mich verliebe, Beziehungen führe und meinen Traummann finde. Das ist das Leben, nicht wahr? Du weißt, dass du falsch liegst? Warum verbreitest du Lügen? Warum das alles?

“Das ist, was ich bin”, sagst du. Aber du magst nicht, wie du bist. Dir missfällt es, was du den Menschen antust. Kann nicht jeder an sich arbeiten? Du weißt nicht wie? Du weißt nicht, wo du anfangen sollst? Vielleicht kann ich dir helfen. Und sie auch! Und er kann dich übrigens auch sehen!

Es gibt doch so viele Menschen, die sich bewusst sind, wie schwer du es hast. Wir erleben tagtäglich, wie sich die Welt entlang deiner Wegweisungen dreht. Und wir haben Hoffnung, Visionen. Gemeinsam können wir dich um deine Last erleichtern und die Welt in einen andere Richtung lenken, sodass ich eines nicht allzu fernen Tages nicht mehr sagen muss,

es war gut, dich zu treffen

Amatonormativität

~ Moon