Theresas Geschichte

In meiner Jugend gab es einen Punkt, an dem sich praktisch jedes Gespräch mit Gleichaltrigen in irgendeiner Form um z-romantische Liebe drehte, den Themenkomplex streifte oder dort hingelenkt wurde. Nur in meinem eigenen Leben spielte das Ganze keine Rolle. Mich selbst störte das nie, nur die Eintönigkeit und das Drängen anderer hinsichtlich Z-Romantik. Kam es tatsächlich einmal vor, dass ich mir eine z-romantische Beziehung ausmalte, ging es letztlich um jahrealte Ehen, in denen man auf einer tiefen Vertrauensbasis gemeinsam „nebeneinander her lebte“. Mit Gefühlsachterbahn hatte das wenig zu tun. Ich bekam mit, wie emotional z-romantische Liebe für andere war, verknüpft mit Sehnsucht, Glück, Mut, kompletter Hilflosigkeit und Abhängigkeit. Ich selbst ging dagegen immer sehr rational an die Sache heran.

Erst Anfang Zwanzig hörte ich von A*sexualität, aber es brauchte eine Weile, ehe ich die Bezeichnung für mich annahm. Obwohl ich durch die Beschäftigung mit queeren Themen A*romantik bereits kannte, kam ich nicht auf die Idee, selbst a*romantisch zu sein. Ich dachte nicht weiter darüber nach, Z-Romantik betraf mich ja nicht persönlich. Als sich dann eine mir nahestehende Person in mich verliebte, deren sexuelle Orientierung meiner sehr ähnlich war, wurde ich sehr verwirrt. Es war das erste Mal, dass ich überhaupt mit Z-Romantik in ernster Weise direkt konfrontiert wurde. Verhalten, Aussagen, Handlungsweisen, ganze Gespräche… alles interpretierten wir unterschiedlich. Sie fühlte sich getäuscht, ich mich bedrängt. Die Intensität ihrer Gefühle konnte ich in dieser Weise nicht nachvollziehen. Wenn wir redeten, verstanden wir uns nicht und die Freundschaft ging kaputt.

Während dieser Zeit stellte ich mir und anderen immer wieder die Frage: Was ist Liebe überhaupt und können Sorten voneinander getrennt werden? Ist sie ein Konstrukt, ein Gefühl, eine andere Qualität oder Intensität von Zuneigung, Gewohnheit…? Was ist eine Beziehung und welche Formen kann sie annehmen? Jedes Detail wurde bis zur Unkenntlichkeit zerdacht. Mein Kopf war leergepustet, ich zweifelte an allem und hatte den Eindruck, meine Gefühle zu registrieren, aber nicht zu spüren. Als ich mich mehr mit A*romantik beschäftigte, fiel mir ein ganzer Felsbrocken vom Herzen. In den meisten Beschreibungen konnte ich mich sofort wiedererkennen. Seitdem habe ich Sorge, dass mein Verhalten von anderen nicht so wahrgenommen wird, wie ich es gern hätte, und Angst davor, Menschen zu verletzen. Mir ist Nähe unheimlich wichtig (emotional, mental, körperlich… in ihrer ganzen Vielfalt!) und zum Glück habe ich sie nie in meinem Leben vermissen müssen. Später möchte ich gerne mit anderen familiär zusammenleben und treffe zu meiner ungeheuren Freude immer mehr Menschen, die Beziehungsanarchie unterstützen.

~ Theresa