So habe ich herausgefunden, dass ich aro bin

Hier findet ihr die Beiträge, die im Laufe der zurückliegenden Aroweek zum Prompt „So habe ich herausgefunden, dass ich aro bin“ entstanden sind.

Ich habe es noch nicht herausgefunden, gewisser Maßen. Also gut, ich bin mir mittlerweile schon relativ sicher, dass ich irgendwo auf dem aromantischen Spektrum liege. Vielleicht Grayaro oder Demiaro, da bin ich mir immer noch nicht sicher. Gestern wurde ich gefragt welchen Mehrwert es für mich hätte, wenn ich mich zentimetergenau auf dem aromantischen Spektrum verorten könnte. Durch diese Frage und die Eindrücke der letzten Monate hier auf dem Server und vorallem der Aro Week ist mir dann doch etwas klar geworden. Es ist für mich nicht so wichtig wo ich auf dem aromantischen Spektrum liege. Was für mich einen Mehrwert darstellt ist das aromantische Spektrum selbst und zu wissen, dass es existiert und was alles möglich ist. Das Beziehung eben nicht nach Schema F ablaufen muss. Und wenn ich in der Zukunft wieder Gefühle für eine Person haben sollte, die mensch vielleicht als Liebe oder romantische Anziehung bezeichnen würde, dann ist nur wichtig was wir daraus machen wollen. Schema F darf dann getrost auf die Ablage P.
~ Rrhiza

Mit meiner romantischen Orientierung hatte ich mich nebenbei befasst, nachdem ich meine sexuelle Orientierung rausgefunden und akzeptiert habe. Ich war zufrieden damit, endlich mir meiner sexuellen Orientierung relativ sicher zu sein und habe mich dann gefragt „Wie ist es eigentlich mit meiner romantischen Orientierung?“. Da fragte ich mich dann „Bin ich vielleicht aromantisch? Ach, nee, bestimmt nicht. Hm, bin ich dann heteroromantisch? Ich (AFAB) schien mich schon für Jungs zu interessieren in der Vergangenheit, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das nun romantischer Natur war… aber egal. Ich befasse mich einfach später irgendwann damit“.
Das waren meine ersten Eindrücke, als ich darüber so nachgedacht hatte. Aber mit der Zeit wollte ich dann doch schon immer mehr über Aromantik herausfinden, um zu sehen, ob das für mich in Frage kommen könnte oder ob ich merke, dass es so gar nicht auf mich zutrifft. Dabei stellte sich für mich die Schwierigkeit heraus, dass ich nicht wirklich wusste, wie es ist „verliebt zu sein“ und wo der Unterschied zu platonischer Anziehung besteht. Ich hatte Mal Interesse an Menschen gehabt, aber selbst da wusste ich instinktiv, dass es irgendwie nicht so ganz zum „verliebt sein“ passen kann. Rückblickend betrachtet waren die ganzen viele Male, bei denen ich im Internet verzweifelt nach „wie ist es verliebt zu sein? / Bin ich verliebt?“ gegoogelt habe und mich die Ergebnisse nie zufrieden gestellt haben ein eindeutiges Merkmal dafür, dass ich wahrscheinlich zumindest nicht heteroromantisch bin (was schon längst vor meiner Frage nach sexueller Orientierung war, aber trotzdem in meinem Kopf untergagen ist).
Mit der Zeit bin ich dann auf verschiedene Label auf dem Aromantikspektrum gestoßen und fand sie alle interessant, wusste allerdings vorerst nicht, welches zu mir passt, eine Vermutung, dass aber irgendwas davon wahrscheinlich passt, hatte ich schon. Ich habe dann eine Zeit lang „aro“ für mich ausprobiert.
Da bin ich mit hängen geblieben, da es passte und während ich mir Memes über’s aromatisch sein angeguckt habe, weil die mir auf freudige Weise meine Fragen aufzeigen, fand ich dabei auch Quoiromantisch bzw. WTFromantisch sehr passend. Das habe ich dann vorerst für mich benutzt, da ich beim besten Willen nicht wusste, wie romantische und platonische Anziehung auseinanderzuhalten sind.
Später fand ich dann, dass es auch unter grauromantisch fällt, sodass ich auch zufrieden damit war mich als grauromantisch zu bezeichnen.
Mittlerweile bin ich mir zu 90% sicher, dass ich keine romantische Anziehung zu irgendwem verspüre und dass die Anziehungen, die ich hatte, irgendwas anderes verwirrendes waren. Mit der Zeit hat es mich immer mehr gefreut, mich AroAce zu nennen und das zeigt mir persönlich schon deutlich, dass es wohl passt. Wenn ich irgendwann in der Zukunft noch etwas neues herausfinde, kann ich es für mich anpassen falls nötig, aber nun bin ich sehr zufrieden damit, AroAce zu sein und mich eher mit anderen Formen von Liebe auseinanderzusetzen. Romantische Liebe ist ja bei langem nicht die einzige Form.
~ anonym

Das ich demiromatisch bin, war eher ein Zufallstreffer. Denn genau wie bei meinem Ace sein habe ich nicht danach gesucht und fand es zufällig trotzdem. Aber fangen wir von vorne an. 
In Teenager-Tagen fiel mir auf, dass andere um mich herum anfingen sich für Liebe und Sex zu interessieren. Ich machte daher eher halbherzige Überlegungen alla: „Hm, dieser Mensch scheint freundlich zu sein und sieht nett aus. Vielleicht wäre er als Partnerperson für mich geeignet?“ und ähnliches. Ich wuchs, außerhalb der Schule auch in einen sehr queeren Freund*innenkreis auf, was sehr cool war. Hier stand romantische Liebe nicht so im Vordergrund, was sehr angenehm war, ohne zu wissen, dass mir das gut tat. 
Mit Ausklang der Schulzeit merkte ich dann irgendwann, dass eine Person, mit der ich seit ca. 4 Jahre die Schulbank drückte, ich zu ihr eine meinem Empfinden nach tiefere, irgendwie mich stark zu ihr hinziehende etwas andere Art der Anziehung, als ich sie vorher kannte, entwickelt habe. Plötzlich ergab alles, was in Liebesliedern und -geschichten  vorkam einen Sinn. Ich hatte mich verliebt. Ich dachte dann: „Alles klar, du bist also doch straight“. Naja, weit gefehlt, diese Fehlannahme kostete dann auch irgendwann diese Paarbeziehung. Das sich zwingen cis und allosexuell zu sein, ohne es tatsächlich zu fühlen, ging auf Dauer nicht gut.
In den nächsten Jahren verliebte ich mich mehrere Male wieder, es gab auch noch eine weitere Paarbeziehung mit einem anderen queeren Menschen, der mich allerdings sein ließ wie ich bin. Es blieb aber immer bei dem Muster erst kennenlernen, sich vertrauen lernen und nach und nach verlieben. Ich hielt das für „normal“. Irgendwann stolperte ich dann zufällig über Asexualität und kam auf Aspec*German, wo ich in der Aro Week 2021 zufällig von Demiromatik hörte. Das passte dann einfach so perfekt zu mir, dass ich das Label gleich für mich annahm.
~ anonym

Ich (31/:aceflag: :transgenderflag: :aroflag:) habe mich in meiner Vergangenheit sehr wenig damit beschäftigt, wer ich eigentlich bin und was ich denn machen will. Meine These: Da ich ADHS (inattentive) habe, hab ich mir früh eine Maske zurechtgelegt, die dafür gesorgt hat, dass ich viele Bedürfnisse einfach unterdrückt habe. Ich hab einfach als Allo/Allo Cis Mann gelebt und bin niemals auf die Idee gekommen, das irgendwie zu hinterfragen.
Beziehungen waren immer eine Art Anker, an dem ich mich festhalten konnte und mich selbst versichern konnte, dass ja alles in Ordnung ist.
Nachdem ich meine Scheidung zum Anlass genommen hatte, mich mal auf mich selbst zu konzentrieren, kam die Erkenntnis, dass ich :transgenderflag: bin.
Nächste Beziehung und ich merke mit sinkender Libido, dass da immernoch etwas nicht wirklich stimmig ist. Wieder eine Phase der selbstsuche und viele Erfahrungen von Aces auf reddit lösten bei mir viel Wiedererkennung aus.
Aromantik dann ähnlich, hier aber viel mehr Interaktion über Discord und Podcasts (Sounds fake but ok) 
Allgemein muss ich sagen, dass ich mich derzeit noch als aro-questioning bezeichne, weil ich generell noch viel Unsicherheit habe.
~ Luna

Ich bin mir immer noch sehr unsicher, wo ich mich auf dem Aro-Spektrum einordnen kann.
In meiner ersten romantischen Beziehung habe ich sehr schnell festgestellt, dass ich die Art und Weise, wie mein Expartner romantische Liebe ausgedrückt und empfunden hat eher befremdlich und angsteinflößend fand – die Art, wie er sich nahezu obsessiv auf mich fokussiert hat, hat mir ein schlechtes Gewissen gemacht, weil ich dachte, ich würde ihn nicht „genug“ lieben. Außerdem war meine eigene Verliebtheit nach einigen Wochen erstmal verflogen; es gab zwar hin und wieder Momente, in denen ich ein leichtes Kribbeln gefühlt habe, aber das waren eher Ausnahmen. 
Der Eindruck (CN Arophobie) „gefühlskalt“ oder „kaputt“ zu sein hat über eine lange Zeit viel Scham und Schuldgefühle in mir ausgelöst und ich habe meine Gefühle deshalb häufig überspielt und mich zu romantischem (und sexuellem) Verhalten gezwungen. 
Obwohl mich meine erste Beziehung eigentlich die ganze Zeit über massiv unter Druck gesetzt hat, bin ich nach der Trennung direkt nahtlos in eine zweite romantische Beziehung gerutscht. Rückblickend lag das wahrscheinlich daran, dass ich einerseits Angst vor dem Alleinsein hatte und andererseits nicht wusste, dass eine enge emotionale Bindung und zwischenmenschliche Nähe auch außerhalb von romantischen Beziehungen möglich ist.
Das ganze Muster – ein paar Wochen starke Verliebtheit, dann nur situativ fluktuierende Anziehung, Schuldgefühle, Überforderung von der Erwartung, permanent emotional verfügbar zu sein – hat sich dann noch einmal wiederholt und die Beziehung ist für mich immer mehr zu einer Belastung geworden, obwohl ich mich meinem zweiten Expartner sehr stark verbunden gefühlt habe und wir im Alltag auch gut zusammen „funktioniert“ haben.
Den Anstoß, mich mit dem Aspec auseinanderzusetzen hat mir dann eine Podcastfolge (von meinem damaligen Lieblingspodcast über polyamore Beziehungen) gegeben, wo jemand über sein Label wtfromantic gesprochen hat. Ich hatte zum ersten Mal den Eindruck, dass es jemandem ähnlich geht wie mir! Trotzdem habe ich noch lange daran gezweifelt, ob ich auf das Arospec passe.
Denn zum einen verliebe ich mich immer wieder und eigentlich auch gern mal für eine kurze Zeit und das u.U. auch noch in mehrere Personen gleichzeitig/abwechselnd 🙈 Zum anderen habe ich ein total starkes Bedürfnis nach emotionaler und körperlicher Nähe und verlässlichen Beziehungen. Und was romantische Liebe (jenseits von Verliebtheit) bedeutet bzw. von platonischer unterscheidet, konnte ich trotz aller Bemühungen auch noch nicht rausfinden.
~ anonym

Ich glaube, das erste Mal ist mir mein Bild von romantischer Anziehung mit ca. 15/16 bewusst geworden. Ich dachte, romantische Liebe sei eine Fortführung, ein Schritt „höher“ als Freund*innenschaft und das wäre für jeden so. Freund*innenschaft sei also eine notwendige Grundlage für romantische Anziehung. Außerdem hatten romantische Beziehungen für mich nie denselben Stellenwert wie sie ihn für andere hatten, sondern eher wie Freund*innenschaften waren. In den nächsten Jahren ist mir aufgefallen, dass das offenbar nicht für alle meiner befreundeten Personen so war. Ich habe mich zwar gewundert, wie das funktionieren kann, aber nicht weiter darüber nachgedacht. 
Erst ein paar Monate, nachdem ich wegen meiner Asexualität auf den Server kam, habe ich angefangen, mich interessehalber mit Aromantik zu beschäftigen. Das Label „demiromantisch“ ist hängen geblieben. Eine Person, die erst eine enge Bindung zu einem Menschen braucht, um romantische Anziehung empfinden zu können? Himmel, ja! Aber….ich kann doch nicht aromantisch sein, denn ich war ja schon verliebt und hatte doch schon mal einen Freund und überhaupt; Liebe gehört doch dazu! Ich wusste, ich bin auf dem aro Spektrum, aber ich wollte es nicht sein. Die erste Zeit war mir der Teil von mir, der romantische Anziehung empfinden kann, sehr wichtig, weil ich dachte, er macht mich „normal“. Erst ein Video auf YouTube, in dem eine Person, die sich als aroace identifiziert, über ihr Leben als aromantischer Mensch spricht und einige Dinge nennt, die sie glücklich machen, hat mir die schönen Seiten daran gezeigt, auf dem aromantischen Spektrum zu sein. Romantische Liebe muss nicht für jeden das höchste Glück der Welt sein, es gibt so viel mehr Schönes.
Heute resoniert der Satz „aro until proven otherwise“, den ich mal gelesen habe, sehr mit mir. Meine Default-Einstellung ist aro mit wenig Interesse an romantischen Beziehungen, bis dieser Mensch kommt, der den Schalter umlegen kann. 
Die Überlegung, wo genau ich auf dem Aro-Spektrum bin, ging weiter, weil die Vorstellung einer klassischen romantischen Beziehung nett ist, in der Praxis aber, glaube ich, nicht so meins wäre. Am Ende bin ich aber doch wieder zu demi zurück gekommen, weil ich mich mit anderen Labels nicht so wohl gefühlt habe und demi die Hauptsache beschreibt. Meine Einstellung zu Romantik und Partner*innenschaften fluktuiert, sodass es für mich praktikabler ist, sie zu beschreiben, wie sie aktuell ist.
~ Fae

AroAce hier, bzw. mind. je irgendwo auf beiden Spektren.
{30 inzwischen, die meiste Zeit davon damals questioning als stärkstes Label.😅
Bzw. irgendwas ausgesucht, und zB. mit 20 dann so ok random „hetero until proven otherwise“ [weil 1.die Gesellschaft das ohne outing ja tendenziell so annimmt,2. mir ein outing als questioning zu kompliziert & verwirrend & wenig hilfreich war, 3.lesbisch/bi nicht besser/schlechter passte].
Irgendwann mit ca. 25 dann so ziemlich „ok die letzten +10jahre definitiv ace, das ist lang genug dass das Label auch dann noch passt, wenn es (tw:aro/acephobie?) „nur ne Phase“ gewesen sein sollte.}
Irgendwann in einer ace-WhatsAppgruppe Vorstellungsrunde auf den Begriff „wtfromo“ gestoßen (SAM kannte ich da schon, dachte aber, ich wäre null aro, und (grey?)ace.)
Jedenfalls nur das Wort gelesen und direkt gedacht „tolles Label, klingt auch total nach mir, darf ich das bitte ab sofort auch benutzen?“.
Hab erst ca. 1 Jahr später gemerkt, dass mich dieses Label aufm Arospektrum platziert😅😂.
Und generell Gespräche und Anekdoten, zB. auch aufm Stammtisch.
Auch rückwirkende Erinnerungen, u.a. durch Gespräche zum Thema ausgelöst..
ZB haben mir mit 14 meine besten Freundinnen alle beide nicht geglaubt, dass ich noch nie verliebt war (oder  ´nen crush hatte). Jo, über 15 Jahre später geht es mir noch immer so. Und ja dafür gibt’s nochmal ein anderes Label glaub ich, aber ich hab mich bisher ehrlich gesagt viel zu wenig mit mir und dem Arospektrum auseinander gesetzt, u.a. der Grund, dass ich endlich mal aktiv an der aro week teilnehmen wollte dieses Jahr😅.
Also alles wip, ich und aro(spec). 
Und ich hätte manchmal schon gerne ne romantische Beziehung-in der Theorie, aber nicht in echt, deswegen find ichs schwierig, zu sagen, ich sei aro (statt arospec), weil die Idee von Romantik mag ich manchmal durchaus 😅. Andererseits bin ich glaub ich echt mehr aroaro als greyaro, aber keine Ahnung 😅.
~ anonym

Also bei mir hing das ganz eng zusammen mit der Erkenntnis, dass ich asexuell bin.
Ich bin auch noch in einer Zeit erwachsen geworden, in der das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, meine Teenie-Zeit hatte ich in den schönen 90ern. Wir kannten zwar Homosexualität, die aber damals durch AIDS und dann auch den Tod von Freddy Mercury sehr stark stigmatisiert war. Etwas anderes kannten wir nicht und konnten auch noch nicht in Suchmaschinen wie Google danach suchen oder uns auf Youtube Videos angucken. Deshalb hat es bei mir doch recht lange gedauert, bis ich ein Wort gefunden habe, das erklären konnte, warum ich so „kaputt“ bin und irgendwie so gar nicht wie die anderen in meinem Alter.
Ich hab zum ersten Mal 2021 kurz nach meinem 40. Geburtstag von Asexualität gehört, damals in einem Video des Youtube Kanals Die Frage. Da es irgendwie „klick“ gemacht hat, habe ich angefangen mich damit mehr zu beschäftigen. Und in dem Zusammenhang bin ich dann zum ersten Mal auch auf das Wort Aromantik gestoßen.
Ich hab das aber tatsächlich erst mal für mich zur Seite geschoben, war ich doch erst kurz vorher noch vermeintlich „verliebt“. Daher konnte ich meiner Meinung nach gar nicht aromantisch sein, denn da war ja vermeintlich romantische Anziehung zu jemandem. Ich war also Asexuell Hetero-Romantisch. Punkt.
Es hat noch ein bis zwei Monate gedauert, bis ich das dann doch in Frage gestellt habe. Mir ist es irgendwann klar geworden (durch nochmaliges Durchlesen von Tagebucheinträgen aus diesen Zeiten), dass ich all die Jahre zuvor, in Zeiten wo ich dachte ich sei „verliebt“ doch nie wirklich einen Bezug zu diesem Wort hatte. Es war ehr so, dass ich eigentlich nie selbst gesagt habe, ich sei „verliebt“, es waren immer andere, die mir das praktisch aufgedrückt haben, ich selbst hab mich damit aber nie wohl gefühlt. Ich selbst habe immer davon gesprochen, dass ich „Gefühle für jemanden habe“, aber das wars auch.
Und dann hab ich mit 40 das gemacht, was sonst wohl ehr 16-Jährige tun. Ich habe in Google eingegeben „Wie fühlt es sich an verliebt zu sein?“ Und das hat mir dann die Augen geöffnet. Denn ein Merkmal des Verliebtseins stieß immer wieder heraus. Der Wunsch mit der Person eine Partnerschaft einzugehen. Und genau das war es was ich eben nicht wollte, auch noch nie gewollt habe. Meine größte Sorge, wenn ich „verliebt“ war, war tatsächlich imner gewesen, dass der Mann meine Gefühle erwidern könnte und dann etwas von mir erwarten würde, das ich ihm nicht geben kann.
Und das fängt bei mir tatsächlich schon beim Küssen an. Die Vorstellung, jemand kommt mir mit seiner Zunge zu nah und auch noch in meinen Mund war  – und ist es noch immer – eine Horrorvorstellung… 
Ich habe mich dann noch intensiver damit beschäftigt und irgendwann festgestellt, ja, ich bin Aromantisch.  Und damit AroAce. Mittlerweile hab ich zusätzlich noch das Label Non-partnering für mich passend gefunden. Und damit fühle ich mich jetzt sehr wohl. 
Und die „Gefühle“, die ich in der Vergangenheit hatte kann ich heute deutlich als eine Mischung aus platonischer und ästhetischer Anziehung definieren. Ich hatte Gefühle für diese Männer, aber sie waren nie romantischer Art. Diese Erkenntnis war ein Befreiungsschlag.
~ anonym

Ich bin ja schon ein bißchen älter als die meisten hier (52) und kannte in meiner Jugendzeit kein Internet. Zudem lebte ich auf dem Dorf und es gab überhaupt keine Infos betreffend Asexualität usw..In sämtlichen Mädchen-undFrauenzeitschriften wurde alles daran gesetzt, dass die sexuelle Befreiung der Frau doch bitteschön am Laufen gehalten wurde, und das vermittelte mir damals das Gefühl, dass sexuelles ein ganz ganz wichtiges Thema war,besonders für uns „verklemmte“ Mädchen/Frauen. Auf diesen Begriff bin ich erst mit ca. 30 Jahren gestoßen, natürlich im Internet 😉. Das Aven-Forum war also dann mein Anlaufspunkt um mich zu informieren, dass ich doch nicht krank, psychisch irgendwie kaputt oder sowas in der Art bin. Später kam ich dann auch auf den Begriff Aromantik und hinterfragte, ob dies auf mich zutreffen könnte. Ich war bis dahin niemals verliebt gewesen und konnte nichts mit diesem oft beschriebenen Gefühl der Verliebtheit anfangen. Meine Familie und auch Bekannte machten sich schon lange (seit meiner Jugend) über mein komisches Verhalten lustig und dass ich so gar kein Interesse am anderen Geschlecht hatte usw.. In meinem sozialen Umfeld war das ein Ding der Unmöglichkeit und mir wurde vorgeworfen zu schwindeln oder einfach zu schüchtern zu sein. Da ich dem Glauben schenkte, bemühte ich mich soetwas wie eine Eigentherapie zu bewerkstelligen. Später auch mithilfe einer „spirituellen Gruppe“ diesen angeblichen Makel zu überwinden. Blöde Entscheidung! Auch Psychologen schenkte ich Glauben, dass das behandlungsbedürftig sei. Nunja, jedenfalls stehe ich heute dazu, dass ich aromantisch und asexuell bin und sehe das nicht mehr als krank und /oder behandlungsbedürftig an.
~ anonym

Ich war bereits sehr verwirrt von den vielen Konzepten um das asexuelle Spektrum, als ich in meinem Questioning-Prozess „auch noch“ über das aro-Spektrum gestolpert bin. Um ehrlich zu sein: Meine Identitätssuche auf dem ace Spektrum hatte mich so eingenommen, dass mich der Gedanke an eine mögliche weitere queere Identität massiv überforderte und ich diesen Gedanken zunächst auf ein unbestimmtes „Später“ verschob. 
Doch dieser Zeitpunkt kam lange (bestimmt zwei Jahre?) erstmal überhaupt nicht. Währenddessen bin ich von (default) sex-favorable über sex-indifferent auf sex-repulsed, von (default) vanilla auf kinky, von pansexuell über asexuell, aceflux, cupiosexuell, novisexuell, doch allosexuell?? auf gray ace gekommen. 
Aro questioning erwies sich als wesentlich einfacher als ace questioning. Das mag daran liegen, dass ich nun bereits „Erfahrung“ mit diesen Gedankenprozessen mitbrachte, aber noch mehr wahrscheinlich daran, dass meine ace-Identität durch so viele Faktoren (Neurodivergenz/Sensory Processing Disorder/ADHS/Hochsensibilität, sexnegatives Elternhaus, Depressionen, Medikamente, Traumata, Kinkyness, und sporadisches doch-fühlen von sexueller Anziehung) verkompliziert wurde, während meine aro Identität sich von Anfang an viel klarer zeigte. 
Im Arocalypse-Forum habe ich verschiedene Erfahrungsberichte von aro Personen durchgelesen, die mit mir sehr resonierten. Sehr hilfreich fand ich auch Threads, in denen gesammelt wurde, wie sich romantische Anziehung und Verliebtheit für verschiedene Personen anfühlte. Da wurde mir relativ direkt klar: Diese Gefühle hatte ich definitiv noch nie gespürt. Ich kann sehr starke Liebe fühlen, aber diese hat nichts mit Romantik zu tun. Die Liebe zu Freund*innen, Partner*innen, Familienmitgliedern, und dem Kind in meinem Polykül fühlt sich sehr ähnlich an. Ich verwende das Wort platonisch dafür.
~ anonym