Renn‘

Renn’ von einer (romantischen) Beziehung zur nächsten. Also, los, renn‘ um dein Wohl und dein Glück zu finden!

Dieses Gefühl, immer auf dem Sprung sein zu müssen, um nach einer (romantischen) Beziehung, möglichst zügig, aber auf gar keinen Fall „zu schnell“ und bitte auch nicht „zu langsam“, einen neuen Menschen an unserer Seite präsentieren zu können.

Es ist so ein leichter Druck, der mitunter zwischen den Zeilen, versteckt in Gesprächen, Beileidsbekundungen zu Trennungen oder nicht entstandenen festen Beziehungen, mitleidigen Blicken oder auch in einem, „Keine Angst, du findest schon noch die Richtige/den Richtigen“, liegt. Das ist keinesfalls böse gemeint. Im Gegenteil, dahinter steckt Sorge, Mitgefühl und vielleicht eine Prise Neugierde. Reagiert mensch dann genervt, mit einem „Mir geht’s gut!“ wird entweder noch mitleidiger geguckt oder zurückgeschossen und es kann ein waschechter Streit aufziehen.

Was machen, wenn mensch wirklich glücklich, vielleicht sogar erleichtert ist, dass die (romantischen) Beziehung beendet oder gar nicht erst zustande gekommen ist?

Vielleicht auf eine andere Brille verweisen, da jemensch eine andere Wahrnehmung der Situation haben kann. Mensch kann den Zustand des Single Daseins als einsam und belastend empfinden, muss es aber nicht. Während die eine Person immer einen (romantisch) eng verbundenen Partnermenschen benötigt, reichen für andere enge platonische Beziehungen und wieder andere möchten gar keine engen Bindungen eingehen. Je nachdem mit welcher Brille mensch die Welt betrachtet ist, Single sein als Einsamkeit, möglicher Zustand oder auch als Wünschenswert zu betrachten. Deshalb eine Bitte, auch wenn es lieb gemeint ist, betrachtet eine Single-Person nicht automatisch als unglücklich und auf der Suche. Gebt ihm*ihr nur Ratschläge in diese Richtung, wenn darum gebeten wird. Das senkt den Druck erheblich. Und auch wenn ein Gespräch aufkommt muss nicht immer sein Beileid zur Trennung bekundet werden, denn vielleicht war es ja gut, dass der Schritt gegangen wurde. Da wäre ein „Oh, dass tut mir Leid für dich“ unangenehm. Und wer das partout nicht einsehen kann, überlege bitte einmal wie befremdlich es wäre, wenn eine aromantische und/oder aplatonische Person, ohne Wunsch nach fester Partner*innenschaft, bei der Vorstellung des*der neuen Lebensgefährt*in sagen würde „Oh, dass tut mir Leid für dich“. Strange nicht wahr? Aber durch eine andere Brille betrachtet vielleicht so empfunden.

Ich für meinen Teil und vermutlich auch andere Menschen möchten nicht (mehr) von einer (romantischen) Beziehung zur nächsten rennen. Das heißt aber nicht unbedingt, dass eine Gelegenheit kategorisch abgelehnt wird.

~ Gastbeitrag Noir