Drei Beziehungsformen gegenübergestellt

Verschiedene Formen von Beziehungen

Als mir gesagt wurde, dass das Thema dieses Monats ‘Liebe‘ ist, ist mir die Idee sofort in den Kopf gekommen, drei verschiedene Beziehungsformen nebeneinanderzustellen. Ich habe die Fragen ausgearbeitet und mir drei Leute gesucht, die unterschiedliche Formen von Beziehungen führen. Außerdem habe ich jede Person einen Steckbrief ausfüllen lassen. Anhand der zehn gestellten Fragen kann jede/r Leser/in für sich selbst beurteilen, was für Pros und Kontras die einzelnen Beziehungsformen für einen selbst haben könnten.

Steckbriefe:

Name:

Sascha.

Geschlechtsidentität:

Männlich.

Alter:

23.

Sexualität:

Bi.

Welche Form der Beziehung führst du:

Ich führe romantische Beziehungen.

Wie sieht deine perfekte Beziehung aus:

Meine perfekte Beziehung beruht auf Ehrlichkeit und Vertrauen. Zu ihr gehören gemeinsame Zeit und viele besondere Erlebnisse und Momente, die verbinden. Sinnlich, abenteuerlich etc. ist egal. Mein/e Partner/in und ich sollten sich aufeinander verlassen können und füreinander da sein. Zuviel Neid oder Eifersucht sollte es im Bezug auf andere gute Freunde nicht geben, egal ob gemeinsame oder getrennte Freunde. Beziehung bedeutet für mich sich aufeinander einlassen in der aktuellen Lebenssituation.

Bist du momentan in einer Beziehung:

Ja, ich bin im Moment in einer Beziehung mit zwei Damen.

Wie wichtig ist dir eine Beziehung:

Mir ist eine Beziehung schon wichtig, da ich mit Einsamkeit schlecht umgehen kann, seit ich kennengelernt habe, wie schön Beziehung ist. Allerdings können gute Freunde im Reallife auch ein Ersatz dafür sein. Ich bin jemand, der gerne Nähe in Form von kuscheln hat und eben auch gerne Erinnerungen schafft mit den Personen, die ich liebe und mag.

Wie viel Liebe schenkst du einer Person mit der du in einer Beziehung bist:

Ich schenke ihr so viel Liebe, wie sie mag und in ihrer Lebenssituation braucht. Ich gebe beiden Partnerinnen etwa gleich viel Liebe, wenn beide anwesend sind. Wobei ich zu einer etwas mehr Kontakt habe und somit mehr Zeit mit ihr verbringe und ihr somit auch mehr zeitliche Liebe gebe.


Name:

Tobi.

Geschlechtsidentität:

Männlich.

Alter:

21.

Sexualität:

Heterosexuell.

Welche Form der Beziehung führst du:

Romantische Beziehungen.

Wie sieht deine perfekte Beziehung aus:

Man kann sich auf die andere Person verlassen und ihr alles anvertrauen. Wenn die eine Person die andere braucht, ist man für sie da und umgekehrt. Man sollte aber auch Verständnis aufbauen und so dem anderen seinen Raum geben. Wenn etwas aber mal zu viel wird, sollte man das SAGEN und darüber reden können! Kommunikation ist verdammt wichtig. Nur leider funktioniert so was nur gut, wenn man die andere Person auch gut kennt.

Bist du momentan in einer Beziehung:

Nein.

Wie wichtig ist dir eine Beziehung:

Wichtig. Zumindest wenn ich jemanden brauche, wie aktuell wegen des Arbeitsstresses. Bei so was sollte man sich dem Partner anvertrauen können.

Wie viel Liebe schenkst du einer Person mit der du in einer Beziehung bist:

Viel, manchmal (oftmals) aber auch zu viel. Das kann dann sehr beengend wirken bzw. falsch rüberkommen.


Name:

Ayumi.

Geschlechtsidentität:

Agender.

Alter:

21.

Sexualität:

Aro-Ace.

Welche Form der Beziehung führst du:

Ich führe queerplatonische Beziehungen.

Wie sieht deine perfekte Beziehung aus:

Viel herumalbern, totale Ehrlichkeit von beiden Seiten, gegenseitiges Vertrauen und eine Menge Spaß.

Bist du momentan in einer Beziehung:

Ja.

Wie wichtig ist dir eine Beziehung:

Ich wollte unbedingt eine haben, um eine Person an meiner Seite zu haben, der ich vertrauen kann, die mich unterstützt und die immer für mich da ist. Deshalb würde ich sagen ziemlich wichtig.

Wie viel Liebe schenkst du einer Person mit der du in einer Beziehung bist:

Freundschaftliche Liebe sehr viel. Es ist die Person, der ich am meisten vertraue und die für mich am wichtigsten in meinem Leben ist.


Die Fragen zu den Beziehungen der befragten Personen:

Wie sieht dein perfekter Tag mit deinem/deinen Partner*in/nen aus?

Sascha (Polyamore Beziehung):

Gemeinsam aufwachen, Frühstück zubereiten und genießen. Dann etwas unternehmen wie spazieren oder auch mal wohin fahren. Mittagessen gemeinsam kochen ist auch wirklich schön. Der Nachmittag ist eher entspannt mit kuscheln, Tee trinken und anderem. Gelegentliche Spieleabende oder so sind auch wirklich schön.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

Wenn ich mit dem Partner beisammen bin und beide frei haben, vielleicht etwas unternehmen, kuscheln, gemeinsam den Hobbys nachgehen.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Am Morgen mit meinem Partner wenn möglich gemeinsam aufstehen, den Tag über ein wenig zusammen schauen, spielen oder quatschen und abends gemeinsam kochen. Auf romantische Sachen kann ich dabei sehr gern verzichten.


Wie laufen Dates ab?

Sascha (Polyamore Beziehung):

Dates sind bei mir eher langweilig und normal wie unter Freunden auch. Wir heben so was nicht groß hervor in der Beziehung und auch außerhalb wäre ich nicht der Typ, der da groß was plant. Entspanntes treffen, nette Zeit haben. Vielleicht was essen gehen, ein gemütlicher Spaziergang in der Natur ist aber genauso schön.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

Etwas essen gehen, ins Kino gehen und vielleicht mit der anderen Person dabei über Gott und die Welt reden.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Ich hatte noch nie eines und möchte ehrlich gesagt auch keines. Aber wenn ich eines haben müsste, würde ich wohl das gemeinsame Kochen, Zocken, Reden usw. als perfektes Date bezeichnen.

Wie wichtig ist dir Vertrauen und Ehrlichkeit in einer Beziehung?

Sascha (Polyamore Beziehung):

Sehr wichtig. Allerdings sind kleine Lügen, um den Partner nicht zu sehr zu belasten, je nach Lebenssituation, in Ordnung, nach Absprache, ob so was für beide in Ordnung ist. Je nach Lebenssituation.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

SEHR wichtig. Wenn du so was nicht hast, dann funktioniert es meiner Meinung nach nicht. Natürlich, man könnte von Grund auf mit der Person auf einer Wellenlinie sein. Aber wenn dann doch etwas nicht stimmt (was verdammt wahrscheinlich ist), dann sollte man darüber reden können.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Sehr wichtig! Ich möchte meinem Partner vertrauen können und nicht belogen oder hintergangen werden. Ohne Ehrlichkeit und Vertrauen würde ich keine Beziehung führen.

Wie viel und was sollte in deiner perfekten Beziehung gemeinsam geregelt werden?

Sascha (Polyamore Beziehung):

Alles, was das Zusammenleben und Schnittpunkte betrifft, sollte man zumindest zusammen ansprechen. Wer sich am Ende darum kümmert oder eine Lösung erarbeitet, ist dann flexibel. Man kann sich durch eine gewisse Organisation viel Stress ersparen, allerdings sollte es auch nicht zu einengend werden. Ich finde, regelmäßiges gemeinsames Essen kann und sollte gemeinsam geregelt werden, sowie Gestaltung der Wohnung oder auch Urlaubsplanung. Miteinander kommunizieren ist immer der Grundsatz. Es gibt sicherlich einige Situationen, die mir gerade nicht einfallen, wo eine gemeinsame Entscheidung hilfreich wäre, doch da schauen wir relativ spontan, wenn es nötig ist. Die Beziehung ist ja nicht dazu da, 24 Stunden am Tag aufeinander zu hocken. Demnach können auch viele Entscheidungen immer noch alleine (für sich selbst) getroffen werden. Gemeinsame Entscheidungen können allerdings zu einer höheren Zufriedenheit und Verbindung führen. Beteiligt werden ist ja immer ein schönes Gefühl.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

Nach einer bestimmten Zeit erst sollte man gemeinsame Wege gehen, wie bspw. eine gemeinsame Wohnung oder so. Wenn man schon weiß, dass das stimmen kann, dann kann man vielleicht auch gemeinsam mehr zusammen unternehmen. Finanzen dann irgendwann auch, aber erst, wenn beide Personen zusammen so gut miteinander zurechtkommen, dass man dem anderen so was anvertrauen kann.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Gemeinsame Unternehmungen, was gekocht wird, wer welchen Teil im Haushalt macht usw. Eigentlich alles, dass man sich teilt.


Wie viel Zeit sollte man zusammen verbringen? Und welchen Aktivitäten sollte man dabei nachgehen?

Sascha (Polyamore Beziehung):

Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Freundin, allerdings ist nach einer gemeinsamen Woche eine getrennte Woche auch sehr schön. So hat man wieder mehr Vorfreude aufeinander, und „sieht sich auf Dauer nicht aneinander satt“. Zusammenleben auf lange Sicht ist allerdings auch eine schöne Option, dann muss man aber im Alltag nicht alles gemeinsam machen, sondern vielleicht tageweise. Nähe sollte allerdings nicht zu kurz kommen, egal ob körperlich und/oder emotionale Aktivitäten wie kochen, Erlebnisse, etwas gestalten, sich ausleben oder auch der gemeinsame Akt.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

Am Anfang verbringt man ja noch superviel Zeit zusammen. Dann irgendwann wird’s wahrscheinlich weniger, dann wieder mehr, wenn man bspw. zusammen zieht. Ich meine, das Privatleben zwingt einen ja oftmals dazu, besonders wenn man viel arbeitet. Aber wenn man es schafft, viel Zeit miteinander zu vereinbaren, dann kann man natürlich auch einige Nächte bspw. bei dem anderen hintereinander pennen und den gemeinsamen Hobbys nachgehen, bspw. Gaming.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Ich brauche nicht zu viel persönliche Zeit mit meinem Partner. Mir reicht das Wissen, dass er für mich da ist und gemeinsame Rituale wie das gemeinsame Kochen. Allerdings ist es ab und an auch schön, mit ihm eine Folge eines Anime zu schauen. Aber Romantik ist sehr selten auf seinen Wunsch hin ausreichend, Sex hingegen kommt von beiden Seiten gar nicht infrage


Wie viel Freiraum brauchen du und deine Partner*in/nen

Sascha (Polyamore Beziehung):

Aufgrund von Arbeit/Studium ist Freiraum auch außerhalb der Zeiten immer wieder wichtig und miteinander bereden, wie viel Freiraum man benötigt, ist elementar. Nach einigen gemeinsamen Tagen etwas physischer Abstand ist gar nichts Schlechtes. Aber mit der Option, sich spontan trotzdem zu treffen oder besuchen, wenn man es braucht. Absprache ist alles.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

Meiner Erfahrung nach brauchte meine Partnerin bisher sehr viel Raum für sich, ich eher weniger, da ich mich recht schnell der anderen Person anvertraue.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Ich könnte es nicht abhaben, wenn mein Partner mir 24/7 an der Backe kleben würde. Ich habe gern Zeit für mich oder mache etwas mit Freunden. Jeder von uns beiden braucht seine Zeit für sich und das ist gut so.


Wie oft sagst du „Ich liebe dich“ und in welchem Zusammenhang?

Sascha (Polyamore Beziehung):

Ich spare mir solche Phrasen für wirklich besondere Momente auf, in denen ich es auch überzeugt und mit Gefühl sagen kann. Ich finde, solche Sätze sind nichts, dass man standardmäßig 20 Mal am Tag sagt. Ich lege da eine wirkliche Bedeutung rein. Z.B. in einer romantischen Nacht beim Sterne schauen oder im Wald beim Händchenhalten bietet es sich an und meist folgt ein zärtlicher Kuss dem Ganzen.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

Anfangs nicht oft, dann wieder mehr, wenn ich in der anderen Person meine „Zukünftige“ sehe. Die Beziehungen, die ich bisher hatte, gingen nie von mir aus. Normalerweise sollte sich sowas dann wieder einpendeln, wenn man nicht mehr so viel durch die rosarote Brille sieht.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Ich würde sagen eventuell einmal täglich. Wir haben ein Ritual, dass wir es uns abends im Bett sagen. Es hat für uns beide keine große Bedeutung in die Richtung und stammt noch aus der Zeit, in der ich dachte, dass ich nicht aromantisch bin. Wir fühlen beide dabei nichts, wenn wir es sagen. Es ist eine Angewohnheit, die ich nicht ändern möchte. Tagsüber passiert es so gut wie nie.


Was bedeutet für dich Zuneigung? Beispielsweise in Form von Kuscheln oder Küssen?

Sascha (Polyamore Beziehung):

Für mich ist es etwas Wichtiges und Nötiges aus persönlicher Sehnsucht danach und da es ein sehr schönes Gefühl auslöst. Es ist das Vertrauen und Wohlbefinden bei einer Person, dies kann aber genauso bei Freunden und einer langen Umarmung entstehen. Ich genieße sowas sehr.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

Zuneigung bedeutet für mich das Miteinander und Verständnis und Kommunikation in einem. Wenn das alles passt, dann zeigt sich die Zuneigung automatisch. Natürlich aber gehört da auch GV, Kuscheln und Küssen dazu, wie in fast jeder Beziehung.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Nichts. Mir bedeuten weder romantische Gesten noch Zuneigung irgendwas. Im Gegenteil: Mich schreckt es sogar ab. Wenn man mich zu lange, umarmt fühle ich mich beispielsweise eingeengt. Allerdings muss ich zugeben, dass mein Freund und ich uns küssen. Stammt allerdings auch von früher und ist auch so eine Sache, die man eben macht. Ansonsten haben wir klare Regeln aufgestellt, die sagen, wie lang eine Umarmung sein darf und in welchen Situationen und was sonst alles okay ist. Das hilft mir tatsächlich sehr.


Wie viel Zuneigung wünschst du dir? Und welche?

Sascha (Polyamore Beziehung):

Zu Zuneigung sage ich selten nein egal ob körperliche oder seelische. Kuscheln, Umarmen, den Kopf an die Schulter anlehnen, Hände halten etc. Auch der Akt gehört gerne dazu, wenn es sich für beide gut und passend anfühlt.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

Sehr wichtig, sowas gehört wie gesagt dazu, dass man sich auch näher kommt. Vielleicht nicht direkt am Anfang, aber das zeigt sich dann ja auf Dauer.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Ich wünsche mir nur, dass er für mich da ist, wenn es mir schlecht geht.


Wie wichtig ist dir Romantik in deiner Beziehung?

Sascha (Polyamore Beziehung):

Mir ist sie schon wichtig und auch während der gemeinsamen Erlebnisse immer wieder toll zu erleben. Etwa ein gemeinsamer Spaziergang im Regen während des launischen Herbstwetters. Eng nebeneinander. Grundsätzlich ist Romantik für mich sich Zeit füreinander nehmen. Es braucht keine geplanten Dates oder große Pläne, sondern es sind die kleinen Zärtlichkeiten im Alltag, Nettigkeiten, aufeinander achten, die es für mich ausmachen. Romantik ist auch die Anziehung zwischen mir und meiner Partnerin und das Grundgefühl füreinander.

Tobi (Heterosexuelle Beziehung):

Sehr wichtig. Ein/e Partner/in ist für mich auch dazu da, dass man so was zeigt und auslebt, da das einer der fundamentalen Punkte einer Beziehung ist (Meiner Meinung nach). Natürlich, ohne Romantik kann es auch gut sein, dass man eine erfüllende Beziehung leben kann, aber meiner Meinung nach gehört es für mich dazu, da man besonders durch ein/e Partner/in sowas auslebt. Für mich ein Grund, warum es das Konzept der Beziehung gibt.

Ayumi (Queerplatonische Beziehung):

Total unwichtig.


Ich hoffe, ihr könnt mit den verschiedenen Antworten etwas anfangen. Ich persönlich fand die Antworten der Personen sehr spannend und aufschlussreich. Für mich persönlich ist eine queerplatonische Beziehung das, was ich mir im Leben wünsche. Bei der Beschreibung der anderen Beziehungen hat es für mich einige schöne Punkte gegeben, aber auch viele negative Punkte. Für mich wäre eine romantische Beziehung schon allein wegen der Romantik nichts. Aber auch das viele Miteinander mit dem Partner und der Sex wären für mich ein absolutes No-Go. Trotzdem eine spannende Gegenüberstellung in meinen Augen.

~ Sterni