Claras Geschichte

Ich habe ziemlich lange gebraucht, bis ich mich darauf festlegen konnte/wollte mich als aromantisch zu bezeichnen. Denn auf der einen Seite habe ich bisweilen schon sehr intensive Gefühle für Menschen und das dringende Bedürfnis sie näher kennen zu lernen, alles über sie zu wissen, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen. Auf der anderen Seite war auch schon länger meine Asexualität, die eine Beziehung mit einer allosexuellen Person verkompliziert hätte, und so war es einfacher, das Thema gar nicht erst aktiv zu verfolgen. 

Über die Jahre kamen aber immer wieder Situationen, in denen ich mir die romantischen Beziehungen befreundeter Menschen so angesehen habe und gedacht habe “Das wäre mir viel zu anstrengend” oder “Ich würde die Wände hochgehen”. Neben der bisweilen starken Anziehung zu anderen Leuten, manchmal sehr plötzlich (“Anziehung auf das erste Gespräch”), war da aber auch immer der Wunsch nach einer besonderen Beziehung. Der Wunsch die wichtigste Person für einen anderen Menschen zu sein. Und nicht die zweite oder dritte Geige nach Partner:innen oder mittlerweile auch Kindern.

Diese unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche konnte ich lange nicht unter einen Hut bringen. Inzwischen habe ich aber für mich erkannt, dass aromantisch und ein Beziehungswunsch nicht ausschließen müssen. Seitdem fühlt sich aromantisch oder auch arospec sehr passend an für mich als Label. Irgendwann werde ich vielleicht auch noch herausfinden, welche Form von Beziehung zu mir passt und wie ich die umsetzen kann. Diese Erkenntnis hat mir aber schon mal viel Gelassenheit gegeben die Dinge einfach mal auf mich zukommen zu lassen. Aktuell reicht mir die engen Beziehung zu meinem Kater, und wenn dann nach Corona auch Freundschaften wieder leichter zu leben und zu pflegen sind, bin ich erst mal vollauf zufrieden.

~ Clara