Aromantik und Familie

Hallo, ich bin Zabark, 19 Jahre alt, aromatisch, depressiv und Autist. Durch diese Zusammenhänge ist Familie für mich schon so recht schwer, zudem kommen viele kleine Probleme innerhalb. Meine Vaterfigur ist zum Beispiel nicht mal mein Adoptivvater, da hatte mein Erzeuger etwas gegen, und ausgezogen ist er auch vor einigen Jahren und seitdem bin ich hinten über. Er kümmert sich nur noch um seine zwei leiblichen Kinder, meine Brüder, ich bin schon überrascht, wenn er mir noch „Hallo“ sagt. Dem Entsprechend bin ich auch dem Thema Familie geneigt, ich bin froh, wenn es wieder vorbei ist, jenes aber auch dem Autismus im Generellen bei intensivem Sozialkontakt geschuldet. Seit meine Vaterfigur ausgezogen ist, hat sich auch diese Seite der Familie gegen mich gestellt. Die waren nie so gut mit mir, wie mit meinen Brüdern, aber seitdem merkt man es noch extremer. Ich will hier nur kurz auf das Weihnachten anspielen, bei welchem mein einer Bruder ein neues Fahrrad bekommen hat, ich bekam Krawatte, damit ich auf dem Weihnachtsfoto besser aussehe… Wenn wir schon bei Weihnachten sind, mein anderer Opa, also der Vater meiner Mutter, fragte bei einer Unterhaltung am Frühstückstisch: „Wenn Frauen jetzt schon ihren eigenen Airbag bekommen, wann bekommen Männer und viel wichtiger diese they/thems endlich ihre?“… Ich glaube hier verwundert es nicht wirklich, dass ich nichts über mich, meine sexuellen Interessen oder generell irgendwas Privates erzähle, weil es bei irgendjemandem eh in den falschen Hals kommt. Deshalb werde ich, wenn ich nächstes Jahr mein BFD beende, fast niemanden darüber informieren, was ich danach machen werde, weil auf meine Idee eine Ausbildung anzufangen, nur der Kommentar kommt, „dann wäre dein Abi ja verschwendet“. Ich persönlich kann, zumindest mit meiner Familie daher einfach wenig anfangen, auch wenn das sicherlich nette Menschen sind. Je weniger sie über mich wissen, desto leichter ist es für mich, irgendwann Abstand zu nehmen. Dieses ständige „Wann stellst du uns denn mal eine Freundin vor“ und die damit passiv verbundene Frage, wann Urenkel, geht mir einfach nur noch auf die Nerven. Und selbst wenn ich versuchen würde es zu erklären, für Aromatik sind die meisten zu alt und/oder zu katholisch. Ich habe nichts gegen Kinder, solange es nicht meine sind, oder gegen einen Partner im Leben aber dieses ständige „Du bist nicht gut genug, in deinem Alter hatten wir ein Haus und Kinder“ ist einfach zum Kotzen. Zumal ich durch meinen Autismus eh nicht merke, wenn jemand Gefühle für mich hätte, aber das ist hier mal nur nebensächlich. Und meiner Meinung nach haben Freundschaften einer biologischen Familie gegenüber keine Nachteile und ich verstehe nicht, warum immer alle so darauf bedacht sind, ihre eigene zu gründen. Ich gehe mit Freunden in vielen Themen viel tiefer in Gespräche als bei meiner Familie, obwohl ich Familie in meinem alter habe. Vielleicht kommt das freie Reden davon, dass man keine Angst haben muss, dass es irgendwer noch 25 Jahre später als Anekdötchen erzählen muss. Deswegen bin ich persönlich auch nicht bedacht darauf mein Leben auf Familie zu planen. Vielleicht ändert sich meine Meinung irgendwann und ich stehe für meine Hochzeit neben einem Altar, dann soll mich aber der Schlag treffen und der Tod kann uns direkt wieder scheiden, doch ich glaube, dass Freundschaften, zumindest mich, viel weiter im Leben bringen, weil man sich immer fallen lassen kann und sich nicht benehmen muss, ohne dass einem alle das schief anrechnen.

~ Zabark