Aromantik und Beruf

Was sollen Aromantik und Beruf denn miteinander zu tun haben? Im Job ist meine Aromantik doch egal. Mein Geschlecht ja gut, dass das nicht binär ist fällt auf, aber meine romantische Orientierung?

So zumindest meine ersten Gedanken zu dem Thema…

Zuerst dachte ich, es wäre bisher nie relevant gewesen. In meinem jetzigen Job habe ich kaum Kontakt zu meinen Vorgesetzten oder anderen, nur alle Jubeljahre Mal ne Mail und halt Gehaltsabrechnungen. Davor hatte ich Jobs, die so stressig waren, dass eh kaum bis keine Zeit für Gespräche über irgendwas war, geschweige denn (A)Romantik war. Kam es doch Mal auf, zum Beispiel, weil andere über ihre Partner*innen redeten, hab ich meist nur zugehört. Wieder davor hatte ich einen Hiwi-Job, bei dem ich nur mit dem Prof und den Studis über deren Hausarbeiten kommuniziert hab. Bei den wenigen Treffen mit den anderen Tutor*innen war meine Strategie ebenfalls eher zuhören.

Bei meinem ersten Job, da gab es tatsächlich viele Gespräche über Privates. Ich hab mit drei anderen dort angefangen. Die eine Person hat öfter von ihrem Freund gesprochen und so kam das Thema natürlich auf den Tisch. Da die anderen beiden da jetzt aber auch nicht ausufernd drüber geredet haben, zumindest in meinem Beisein, war es jetzt nicht omnipräsent. Wenn aber von Beziehungen, Crushes usw. geredet wurde, bin ich einfach still geblieben… Was fast schon schwer ist, weil ich sowieso recht still bin und oft die (interessiert) zuhörende Rolle übernehme. Aber bei solchen Gesprächen war und bin ich einfach noch stiller. Und wenn ich gefragt wurde ob ich einen Partnermenschen hab oder auf wen ich stehe, war meine Antwort meist glaube ich einfach „Nein.“ oder ein Schulterzucken oder „Kein Interesse.“. Wahlweise auch ne Kombi aus allem.

Ob die Leute oft nicht weiter nachgefragt haben, weil das ehrliche „Nein“ oder „Kein Interesse.“ so eine ungewohnt Reaktion war? Oder war mein Desinteresse so merklich oder mein kein-Thema-bei-dem-wir-über-mich-reden-bitte-danke so deutlich? Vielleicht zusammen mit meiner Schüchternheit, der sozialen Angst, von der ich damals noch nicht wusste, dass sie auch da ist und der neutraler-Gesichtsausdruck-Maske, die ich mir schon zuvor zugelegt hatte. Vielleicht hab ich nicht gewirkt, als wäre ich für alle Gespräche offen und schon gar nicht dafür. Auf der anderen Seite hab ich aber immer interessiert zugehört, wenn andere erzählt haben. Ich bin die mucksfledermäuschenstille Person in der Mitte des Gesprächs, die alles mitbekommen will, aber selbst nicht so viel beitragen muss. Was je nach Konstellation gut klappt, plus hier und da zustimmendes Nicken, Worte oder ähnliches.

Ich frage mich, wie das aussehen wird, wenn ich irgendwann Mal wieder einen Job hab, bei dem ich mit anderen spreche und sprechen muss… Ich denke, ich würde Fragen Richtung Romantik und Beziehung eher aus dem Weg gehen, wenn es um mich geht oder mich als aro outen. Aber ist jetzt schwer zu sagen…

Tja, dann Mal schauen, was Aromantik in der Zukunft für mich mit Beruf zu tun haben wird.

~ Delfin